Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/224

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

östlichen Holstein Vicellin um 1130[1] geweiht ward. In dem genannten Jahr kam Erzbischof Adalbert II. zur Visitation nach Meldorf und vermittelte und fixirte die Rechte der beiden Domkirchen von Hamburg und Bremen an die Meldorfer Kirche. Da erschien vor ihm eine Gesandtschaft aus dem Osten, aus der Gegend, wo sich die Zuflüsse der Elbe und der Ostsee scheiden, von den Ufern der Schwalau, und erbat sich für das verlassene Kirchlein in Wipendorf und Faldera einen tüchtigen Verkündiger des Evangeliums, und ganz besonders bat sie nun einen jungen Geistlichen, Vicellin, dessen Eifer und Tüchtigkeit sie bereits von einem Besuche desselben in Altlübeck, dem jetzigen Schwartau, kannte. Vicellin, damals Scholasticus in Bremen, befand sich anwesend im Gefolge des Erzbischofes, und zog von hier zu seinem großen Werke aus, welches zunächst die Gründung eines Klosters ins Auge faßte, das er Neumünster nannte, vielleicht im Hinblick auf das ältere Kloster zu Münsterdorf, worauf er sodann zur Bekehrung des ganzen östlichen Holstein schritt, wo er 1149 Bischof wurde mit dem Sitze Oldenburg, bis er 1184 in Neumünster starb.

Aber wo lag diese älteste Kirche Meldorfs? – Daß sie nicht an der Stelle der gegenwärtigen lag, ist überliefert, die verbreitete Sage versetzt sie nach dem Sandberge (Bolten I, 421), nach dem St. Hansberge, d. h. der Anhöhe, welche sich der nördlichern der beiden Südermühlen gegenüber, also unmittelbar nördlich vom Sandberge erhebt. Der Name selbst scheint dafür zu sprechen, denn auch die spätere Meldorfer Kirche hat Johannes den Täufer zum Patron behalten. Der Name Johannisberg ist jetzt ziemlich verschollen, findet sich aber noch auf Dankwerths Karte, und in einem Actenstück von 1662.



  1. Nach Staphorst, Hamburger Kirchengeschichte I, 531, erst 1142.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/224&oldid=- (Version vom 14.6.2018)