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für einen Meuterer; allein er rief Zeugen auf und vertheidigte sich, und vierhundert redliche Unterschriften, wie er sagt, zu seinen Gunsten gesammelt, bezeugten seine Unschuld.

Nachdem er so gerechtfertigt war, 1595, konnte er sich zur Ruhe setzen; er begann über die Geschichte seines Vaterlandes nachzudenken, einen Plan dazu zu entwerfen und Sammlungen zu veranstalten. Am meisten zog ihn die Geschichte der Freiheit an, welche freilich weit hinter ihm lag; denn sie ging verloren, als er noch ein kleiner Knabe war. Aber die Erinnerung lebte um ihn; nicht weit entfernt von seiner Wiege, in der Nähe von Wörden, wo er den Plan zu seiner Geschichte faßte, wo er als Knabe gelebt und den Dannebrog aufgepflanzt gesehen, war der erste Entschluß gefaßt, die Freiheit aufzugeben, und Männer mit weißen Stäben dem feindlichen Heere entgegenzusenden. 1598 war Neocorus’ Arbeit so weit gediehen, daß er anfing, einen ausgearbeiteten Theil derselben ins Reine zu schreiben.

Doch nie beschäftigte so die Lieblingsarbeit den Geist des Mannes, daß er darüber das Wohl seiner Landsleute vergessen hätte, wie sich deutlich in Folgendem zeigt: Als sich in seiner Gemeinde schwere Klage gegen einen Kirchspielvoigt Kruse erhoben, trat er sogleich an ihre Spitze, und bald ward Bestrafung desselben erreicht. Denn schneller folgte damals als jetzt der Anklage die Strafe des Schuldigen. Verordnungen werden auch jetzt genug gegeben und treten in Kraft, will’s Gott! Eben so ging es schneller mit Unternehmungen und Plänen; Beredung und Ausführung gingen Hand in Hand; durch Zureden, Gegenreden, Handanlegung und thätigen Eifer ward das Werk schnell gefördert.

Schon in den Zeiten der Republik war ein sehr wichtiger Plan besprochen: die Insel Büsum mit dem festen Lande zu verbinden. Er war versucht, aber die Ausführung war nicht von Dauer gewesen. Jetzt dachte man von neuem daran, und der Herzog gab seine Einwilligung dazu. Die Sache war nothwendig und nützlich. Sie war nothwendig: denn sehr gefährlich war es, besonders zur Zeit des Winters, oft im mühseligen

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/22&oldid=- (Version vom 14.6.2018)