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durch den Dackwerder, nordwärts von Busenwurth ins Meer ergoß. (Neocorus I, 209: „Unnd berichtet men, dat men tho Windbergen hebbe angesegelt, und dar de Schepe gelaten.“) Noch heut zu Tage heißt am Wege nach Windbergen eine Stelle: am alten Hafen, und ein dort gefundenes Ruder und ein Kopf von feinster Schnitzarbeit, aus Hirschhorn gemacht (ein behelmtes Haupt, das als Visier wieder ein Menschenantlitz zeigt) und ein weiter abwärts im Dackwerder gefundener broncener Schwertknauf, ein Löwenkopf[1], legen der Sage Zeugniß ab, daß sie mehr als Sage sei. Durch den in Folge des Handels gewonnenen Wohlstand erklärt sich auch die große Bedeutung Windbergens durch die ganze alte Zeit, wozu dasselbe sonst weder durch seine Lage noch durch die geringe Fruchtbarkeit seines Bodens[WS 1] berufen schien, so daß es, nach der Eroberung ohne Kirchspielvogt, einstmals zwei Achtundvierziger besaß. Aber der Dackwerder ward schon bei der ersten Bedeichung, etwa um 1150, abgeschnitten und Windbergen hörte auf Hafenort zu sein, während der Meldorfer Hafen 1559 noch existirte.

Es kommt uns Meldorfern etwas schwer an, die Stelle, wo wir jetzt Rose und Kirschbaum blühen und Kühe weiden sehen, wo freundliche Häuser uns entgegenlachen, uns in der Phantasie in eine Schiffsrhede zu verwandeln, auf der Fässer verpackt und Waarenballen verladen wurden; doch wenn auch eine der älteren Schriften im Archiv der hiesigen Bürgersechs sagt, man habe vor der Eroberung auf Weide und Ackerbau in Meldorf so viel Gewicht nicht gelegt, so war doch Meldorf nicht allein Handelsstadt. Nach beiden Seiten lehnte sich an die Meldorfer Höhe, sowohl nach Norden wie nach Süden ein ausgedehntes Watt an, einerseits bis Wörden andrerseits bis Busenwurth reichend. In jenen Zeiten, wo der größte Reichthum in Vieh bestand, lud ein solches doppelt ein zur Benutzung seines saftreichen Grases als Weide; von den Geesthöhen aber war dieß Watt überall durch breitere oder schmälere

  1. Beides in Besitz des Herrn Apotheker Hartmann in Tellingstedt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bodeus
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/219&oldid=- (Version vom 26.6.2018)