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anfahren und etwa an dat Blick anlanden und leggen können, schöle bekamen hebben, is vör der Erovering des Landes sonderlich privilegeret ock mit Borgemester und Raht bestellet gewesen.“

Das eine Glied in der Kette der Umstände, welche so in unbekannter Urzeit die Entstehung Meldorfs hervorriefen, war die Landstraße, die über Hanerau, den Albersdorfer Vierth, die Niederung der Dellbrücke, an Bargenstedt vorbei, durch Nindorf auf dem dort von der Geest sich lostrennenden Rücken zwischen den Niederungen der Marschkammer und der kleinen Marsch hinlaufend in dem dreieckigen Hügel endet, auf dem Meldorf liegt. Das andere Glied ist der Hafen, der, dem umsichtigen Auge leicht erkennbar, von der Holländerei sich bis zum holsteinischen Hause hinzog, in der Mitte durch eine kleine Landzunge, den Hemm, gespalten, durch die plötzliche Absenkung hinter der Chaussee noch jetzt sofort auffallend; und die Miele ist die freundliche Nymphe, die denselben speiste und vor Aufschlickung schützte: die Miele, deren alter Lauf sich auch jetzt noch erkennen läßt, denn wo das Wasser allein zu bauen hat, geben geringe Vertiefungen unwiderlegliches Zeugniß. Die Miele floß ursprünglich in großen Krümmungen, welche erst 1846 die Menschenhand durchstochen hat, dem Wasser rascheren Abfluß, den Wiesen und Feldern an derselben sichereren Ertrag zu schaffen. Suchen wir denn ihr altes Bette und verfolgen ihren Lauf von jenem ehemaligen Hafenbassin aufwärts, so gibt uns den ersten Anhaltspunkt der Weel zwischen der Chaussee und dem Wege nach dem jetzigen Hafen, offenbar ein Rest ihres alten Bettes. Gehen wir dann der Chaussee nach, so fällt es ins Auge, daß sich längs derselben eine Niederung hinzieht, und daß das Land hart am Wege viel tiefer liegt, als 4 bis 5 Ruthen weiter nach der See zu. 400 bis 500 Schritt weiter nördlich hört das auf, da wo der Weg vom Meldorfer Kirchhofe in die Chaussee ausmündet. Hier überschreitet offenbar die Chaussee das ehemalige Mielbette; in dem Winkel, den die beiden Wege machen, findet sich wieder ein großer Tüpfel, abermals ein Rest des alten Flußbettes. Gehen

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/217&oldid=- (Version vom 14.6.2018)