Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/213

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gibt, zeigen sich noch allerhand Verrückungen des Landes, welche nicht selten die ganze Aussicht aus den Fenstern der Wohnungen umwandeln, ja es reißen wohl selbst mächtige Stücke, sogar ganze Wiesen los und treiben den Fluß hinab, oder lassen sich, wenn das Wasser fällt, auf die überschwemmten Uferwiesen nieder. Oft genug hat man daher schon Aecker und Wiesen anbinden müssen, damit sie nicht buchstäblich davongingen. Im Jahre 1761 wurde auf solche Weise einem Hofbesitzer, Heinrich Ahrensfeld, fast seine ganze mit 80 baustämmigen Eichen besetzte Hofstelle von seinem Hause abgerissen und 100 Schritte weit fortgetrieben. Aber ehe das Wasser fiel, hatte er sie mit Hilfe von Erdwinden wieder herangezogen. Ein anderes mit Nadelholz bewachsenes Landstück, von der Größe eines Morgens, setzte sich auf das überschwemmte Feld eines Nachbarn und veranlaßte einen gehörigen Proceß, der indeß noch verglichen wurde. Solcher Processe kennt das vorige Jahrhundert noch mehrere, denn der, auf dessen Eigenthum eine solche fremde Wiese geschwemmt wurde, bestand natürlich darauf, sie solle sofort heruntergeschafft oder zum Ersatz seines Schadens ihm selber zugesprochen werden.

Jetzt erklärt sich leicht das Vorkommen des Moors mitten in der Marsch. Es ist ebenso hergeschwommen, hat sich niedergelassen und ist hier gelagert geblieben, als die Marschen höher und trockener und endlich den Fluthen durch die Deiche ganz entrückt wurden. So das große Kehdinger Moor zwischen dem Lande Kehdingen und der Oste-Marsch und das Schweier Moor im Oldenburgischen. Hier im Kirchspiele Schweiburg tritt sogar der interessante Fall ein, daß das Moor unmittelbar an den Jahdebusen stößt. Der Deich zieht sich mitten hindurch, so daß ein großer Theil des Moores noch das Außendeichsland bedeckt und wirklich auf dem echten salzigen Meereswasser schwimmt, wenn die Fluth steigt. Vielleicht das einzige Beispiel auf der ganzen Erde, daß Moor und Meeresfluth sich berühren und Moorgewächse mit Meerespflanzen gute Nachbarschaft halten.“ – So weit Almers.

Wir haben nur zu constatiren, daß in Dithmarschen auf

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/213&oldid=- (Version vom 14.6.2018)