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Torve edder Moor befunden wert, dorch den wilden Strom upgeschlagen hebbe.“ – So ganz unerhört, meint er, sei das nicht, bei Jever sei noch vor wenig Jahren ein Hausbesitzer mit Haus, Hof und Aeckern im Unwetter von Jeverland nach Oldenburg getrieben. Damit hat er vielleicht den Nagel auf den Kopf getroffen – wer könnte ein von England nach Holstein treibendes Moor fassen? – Aber Krantz nennt in seiner Saxonia das Land zwischen Elbe und Weser und Ems (Engern) constant Anglia. Aber je weniger bei uns ein schwimmendes Moor etwas je Erhörtes ist, um desto häufiger ist es dort. So wird es gerechtfertigt erscheinen, wenn ich hier aus Almers’ Marschenbuch, das von den jenseitigen Elb- und Wesermarschen handelt, die Stelle über die schwimmenden Moore, S. 95 f. mittheile:

„Immer wankt der Moorboden, wenn man ihn überschreitet oder überfährt, welches Letztere fast nur im trockenen Sommer möglich ist. Auch steigt das Moor je nach dem Wasserstande. Schwimmende Wiesen finden sich bei Hechthausen im Amte Himmelpforten, bei Horst im Amte Richlingen und am Steinhuder Meere. Nirgends aber tritt diese Erscheinung in solcher Großartigkeit auf, wie im Amte Osterholz beim Dorfe Waackhausen, dessen schwimmendes Erdreich eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Ueber eine Stunde lang und eine Viertelstunde breit, bei einer Dicke von 15 bis 20 Fuß, zieht sich die schwimmende Wiese am südlichen Ufer der Hamme dahin; die Uferwiesen selbst, aus einer Art Marsch bestehend, treiben nicht in die Höhe und werden überschwemmt, wenn der Fluß austritt. Der dahinter gelegene Landstrich aber schwimmt mit allem, was er trägt, mit seinen Eichen und Tannen, Erlen und Birken und reichem Unterholze, mit Aeckern und Gärten durchaus hoch und trocken auf den Fluthen. Nur die Häuser schwimmen nicht mit, sondern sind auf festen Erd- und Sandwurthen erbaut. Diese letzteren zeigen recht das Steigen und Fallen des Landes an, da sie bald hoch auf Hügeln hervorragend, bald wieder, wenn das Moorland emporgetrieben, als zu ebener Erde gebaut erscheinen. Bei hohem Wasserstande, namentlich wenn es Sturm

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/212&oldid=- (Version vom 14.6.2018)