Seite:Geschichte Dithmarschens Kolster 1873.pdf/210

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Toben und Brüllen dem Sturmwind überlassend, vom Regen überströmt und von der spritzenden Salzfluth gepeitscht, die Tausende von Thieren bei einander standen und des Momentes harrten, wo das Toben der Elemente abschließen, ihre Angst lösen und ihnen die Freiheit wiedergeben werde. Dies Schauspiel ist uralt an unsern Küsten und jede Wurth ist Zeuge desselben gewesen. Ursprünglich zogen sich am Schlusse des Sommers die Hirten auf das Festland, die Geest, zurück, mit der sie die Verbindung nicht ganz aufgaben, wie der Feldweg zeigt, der noch jetzt meistens von der Wurth bis auf die benachbarte Geest zu führen pflegt. Allmählich wagte man die Anlagen zu erweitern, an die Wurth schloß sich das Warft an, der Damm, um Wohnungen für den Menschen, Stallungen für das Vieh zu bauen, auf daß man auch den Winter dort zubringen könne. Die Wurthen erweiterten sich so, daß sie ein ganzes Dorf auf ihrem Rücken trugen, und Ansiedler zogen von dem wenig fruchtbaren Boden der Geest allmählich in die Marschniederung herab, allerdings mit der Aussicht, daselbst Tage und Wochen, abgeschnitten von der übrigen Menschenwelt, auf kleiner Insel ihr Dasein zu fristen. So erwähnt die Geschichte in der Nähe von Meldorf ein großes Dorf Olden Erpe (Erp erscheint als Name noch gegen 1600), das gegenwärtig vollständig verschollen ist; aber die dort stehenden Häuser führen noch den Namen Elpersbütteler Don (Düne). Der Name erklärt uns nicht allein alles, er erzählt uns auch ein Stück Geschichte. Das nächste Marschdorf heißt Elpersbüttel, ursprünglich sicher Erpersbüttel, das von Erpe aus angesiedelte. Erpe hat sich in die Marsch gezogen, die Tochteransiedlung thront dort noch heute, Erpe selbst aber ist allmählich verlassen, aus einem vielgenannten Dorfe zu einer solchen Unbedeutendheit herabgesunken, daß die Tochteransiedlung wieder darauf ihren Namen übertragen hat, und daß es die zu derselben gehörige Sanddüne heißt. Ein Weg für das Vieh verbindet noch heute meist die Wurthen mit dem Festlande. Durch eine geistreiche Vermuthung kommt die Dithmarscher Zeitung (1833, Nr. 31, S. 251), gestützt auf die außerordentliche Höhe der

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/210&oldid=- (Version vom 14.6.2018)