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Nach kurzer Studienzeit, schon 1578, wurde er Schullehrer auf der Insel Büsum (und vermuthlich auch Küster zugleich, wie noch jetzt beide Stellen daselbst vereinigt sind) und dergestalt ging er aus dem mittleren Landestheil in den nördlichen über. Zuerst hatte er gepredigt auf einem Dorfe bei Helmstädt; er fuhr damit fort, und ward den 18. März 1590 zweiter Prediger in Büsum. Doch erlebten seine Eltern diese Freude nicht mehr; 10 Jahre vorher waren sie 8 Tage nach einander gestorben.

Zwei Jahre, nachdem er zum Capellan erwählt war, fiel ihm durch den Tod seiner Großmutter, die aus dem alten ausgebreiteten Geschlecht der Isemanns war, ein ansehnliches Vermögen zu. Jetzt schien dem wohlhabenden Manne seine Capellanei zu klein, von der kurz vorher noch ein Theil abgenommen war, und er trug darauf an, daß ihm ein größeres Haus erbaut werde, oder ihm gestattet sei, sich selbst eins zu bauen. Beides wird ihm abgeschlagen, besonders durch das Widerstreben des ersten Predigers Dirksen, und die Weisung hinzugefügt: „wie der Pastor in der Pastorei, so müssen auch der Capellan in der Capellanei und der Küster in der Küsterei zu finden sein“. Darauf wendet er sich zum Superintendenten; aber auch dieser, dem schon seine Erwählung nicht recht gewesen war, schlägt es ihm ab. Selbst einige Gemeindemitglieder waren ihm entgegen und verbreiteten das Gerücht, er habe seine Stelle niederlegen wollen, und suchten ihn so zu verdrängen. Die Landesherrschaft sah damals noch in dergleichen Dingen nach, denn zu neu war noch ihre Herrschaft und die Gemüther noch nicht genugsam vorbereitet, alte Gewohnheiten aufzugeben. Doch die übrige Gemeinde tritt heftig gegen solches Verfahren auf: zwanzig aus ihrer Mitte begeben sich nach Heide in die Landvoigtei; aber Landvoigt und Landschreiber weisen sie mit harten Drohungen ab. Da gehen neun erwählte Bevollmächtigte zur Landesherrschaft für den Capellan und bewirken für ihn Genugthuung und Vergrößerung seines Hauses und Einkommens. Er war dabei für einen Aufsätzigen und Verräther an seinem Prediger und Landvoigt gescholten, und

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/21&oldid=- (Version vom 14.6.2018)