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kam Dithmarschen, d. h. im wesentlichen Süderdithmarschen, ins Gedränge, denn der Norden ward geschont, wo nicht glänzende Beute allzu verführerisch lockte. Wrangel verlegte sein Hauptquartier dahin und sog das Land durch Requisitionen und Brandschatzungen in grauenhafter Weise aus. Nicht Weib, nicht Kind, nicht Prediger noch Kirche fand Schutz vor der vandalischen Brutalität und der viehischen Rohheit der Soldaten. Da kamen die Elemente durch ihre Schrecken dem Lande in etwas zu Hülfe: ein furchtbarer Sturm, der in der Nacht vom 10. auf den 11. März wüthete, erfüllte die in der Marsch einquartierte Reiterei (nur Barlt und Busenwurth hatten sich Sicherheitswachen erkauft) mit der Furcht, daß die Deiche brechen und sie allesammt Kinder des Todes sein möchten; sie drangen auf Verlegung aufs trockene Land, doch dauerte es noch vierzehn Tage, ehe ihr Verlangen erfüllt ward. In diesen Tagen überfielen sie Büsum, wohin man als einen sichern, von der Heerstraße entfernten Ort im neutralen Lande weit und breit seine Habe geflüchtet hatte, und plünderten es rein aus. Nur drei Tage fühlte Norderdithmarschen die Geisel des Krieges, in diesen aber freilich auch gründlich. Endlich am 24. März ließ sich Wrangel bestimmen, Meldorf und Süderdithmarschen zu räumen, um sich auf Rendsburg zu werfen und dies den Dänen zu entreißen; aber der Krieg kam leider sogleich von einer andern Seite zurück und warf sich dießmal wesentlich auf Norderdithmarschen. Ein königlicher Oberst Buchwald nahm dort Quartier. Zwar zog er nach kurzer Zeit über die Eider, um Rendsburg zu stärken; aber sofort erschien der schwedische Oberst Bodicker, faßte in Stelle und Weddingstedt Posto, um Buchwald auf dem Rückwege anzugreifen. Als derselbe über Fedderingen zurückkam, zersprengte er sein Corps, nahm ihn selber gefangen und quälte sieben Wochen lang das Land durch entsetzliche Requisitionen und Bedrückungen, bis endlich die Nachricht von dem am 13. August zu Brömsebroe 1645 abgeschlossenen Frieden die Erlösung brachte. Auch so quälten noch die abziehenden schwedischen Truppen das Land durch Raubsucht und muthwillige Vernichtung des eben reifenden Getreides.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/200&oldid=- (Version vom 14.9.2022)