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einzuschreiten. Man sieht, nicht ohne bleibenden Nachtheil hatte das Land sich von Faust und Sitte des Krieges berührt gesehen. Einen angenehmen Eindruck macht dagegen ein Befehl des Herzogs Friedrich III., der verbietet, die nicht überwiesene Hexe zu schimpfen, und mit Belehrung und Ermahnung vorzugehen sucht gegen Individuen (man nannte sie Böthen), welche zu allerhand guten Zwecken (Befreiung der Kühe vom Einfluß böser Geister) das Zaubern als ein halbes Handwerk trieben. Beachtenswerth ist auch der Beschluß in Heide 1629, den Platz, den Heinrich von Zütphen durch seinen Märtyrertod geweiht hatte, den jetzigen Kirchhof von Heide, bis dahin Richtplatz, hinfort von solchem blutigen Werk fernzuhalten.

Es erübrigt darnach nur noch in diesen Jahren des Kampfes mit den Elementen zu gedenken. Da stoßen wir zunächst im November 1634 auf einen entsetzlichen Sturm und Wasserfluth, welche die Deiche vom Belt bis tief ins Land, soweit die Fluth in die Elbe reichte, zerstörte und schreckliche Verwüstungen[WS 1] anrichtete. In Dithmarschen raubte sie 383 Menschen das Leben vernichtete 133 Häuser und ersäufte viele tausend Stück Vieh. 409 Morgen mit Winterkorn bestellt, wurden zu Grunde gerichtet. Und kaum hatte man sich von dem ersten Schreck erholt, als nach vier Wochen das Unglück sich wiederholte. Der Deich war, zumal in Norderdithmarschen, welches viel härter betroffen ward, viele Ruthen weit weggespült[WS 2], eine Menge von Welen, zum Theil von großem Umfang, gerissen und noch im Jahr 1634 war der Deich nicht wieder hergestellt. In Süderdithmarschen erschien König Christian IV. persönlich mit seinem Kanzler Detlef Rewentlow und Christian Ranzau, die Größe des Schadens zu besichtigen und den Muth zur Herstellung desselben anzuregen. Er fuhr längs des ganzen Deiches und kehrte nach der Tafel in Meldorf nach Glückstadt zurück. Frucht dieser Besichtigung war ohne Zweifel die Deichordnung über die Verhältnisse der königlichen und fürstlichen Unterthanen im Kirchspiel Wörden, sowie die Allgemeine Deichordnung für Süderdithmarschen von 1643. – Das Jahr 1635 suchte das Land heim mit einem grausig strengen Winter, der 12 Wochen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Verwüstngen
  2. Vorlage: wegespült
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/194&oldid=- (Version vom 16.9.2022)