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dem Meere ein großes Areal abgewinnen sollten. Das, was 1584 die herzogliche Commission vorausgesehen hatte, eine große Anschlickung, war erfolgt; es galt nun, das neu gewonnene Land dem Anbau zu sichern. Aber die schwachen Geldmittel jener Zeit, die nicht erlaubten, hunderte von fremden Arbeitern zu versammeln, sondern nöthigten, die Deicharbeit neben der nothwendigen Feldarbeit persönlich zu beschaffen, die Schwierigkeiten verschiedene Communen zu dem gemeinsamen Werk zu vereinigen, die Hindernisse, welche Eigensinn und Partheiinteresse schufen, zogen die Vollendung des Werkes weit hinaus und im Winter zerstörten oft Fluthen und Stürme einen großen Theil dessen, was das Jahr geschaffen hatte. Die Ungunst der Witterung vermehrte die Schwierigkeiten, 1600 ein entsetzlicher Frost, dann im Sommer furchtbare Stürme, die nicht nur an Korn und Baumfrucht großen Schaden thaten, ja die Bäume selbst in Menge entwurzelten, sondern auch die neuaufgeführten Deiche durchbrachen und große Tüpfel (Wele) rissen, sodann eine Masse Regens, welche den Fieler See so anschwellte, daß er den Hinterdeich durchbrach und die Dorfschaften Eppenwörden und Ketelsbüttel zu Inseln machte, indem das Korn bis an die Aehren im Wasser stand. Dem gegenüber aber ermuthigte eine Unternehmung bei Wörden, indem es dieser Bauerschaft gelang, einen Deich von 1000 Ruthen bis südlich von Ketelsbüttel zu ziehen und dadurch die ehemalige Bütteler Feldmark, die man vor 150 Jahren hatte aufgeben müssen, wieder einzuholen. Dagegen entzweiten sich die Communen, welche bei Büsum deichten, über die Stelle, wo der Deich gezogen werden sollte, so, daß fürstliche Commissarien den Streit schlichten mußten; es war ein schlimmes Jahr, wo man das Korn nicht in die Scheuern zu bringen wußte, kaum erwehrte man sich der Hungersnoth, und dazu kam 1602 am 14. Februar eine furchtbare Sturmfluth bei entsetzlichem Nordwestwind, ein Naturereigniß, das von Ostfriesland bis Nordstrand an den Deichen großen Schaden anrichtete. Auch Hamburg litt furchtbar in Straßen und Häusern; in Eiderstedt und Nordstrand war der Schaden so groß, daß

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/172&oldid=- (Version vom 14.6.2018)