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die es durch kirchlichen und politischen Druck zum Aufstande getrieben, von protestantischen Fürsten heimlich unterstützt fand, ward von einem 1559 geflüchteten Dithmarscher, dem Oberst Tobi aus Lunden, der jetzt in der Fremde diente, aufgereizt, sich durch einen Ueberfall des Landes zu bemächtigen. Er stellte das als sehr leicht vor, da die Unzufriedenheit im Lande groß sei und die holsteinischen Fürsten, welche die Niederländer mit Zufuhr unterstützt hätten, es gar wohl verdienten. Der Mitwisser waren viele und der Gedanke nicht neu, da man schon 1572 eine größere Zahl von Kauffahrteischiffen, die in die Elbe einliefen, für eine feindliche Flotte angesehen und die ganze Küste durch Feuersignale allarmirt hatte. Hans Tobi kam selbst zu den Seinen, aber der Plan war verrathen; indeß mißlang die Absicht, sich seiner Person zu bemächtigen. Von seinem Bruder Johann Tobi erpreßte man durch die Folter die Namen der wichtigsten seiner Freunde. Dafür nennt Neocorus ihn und seine Leidensgenossen Helden. Gravirt müssen sie nicht erschienen sein; denn Herzog Adolf begnügte sich, sie zu bedrohen. Tobi ward in Lüneburg, wo er verheirathet war, verhaftet und vor Gericht gestellt; eine Auslieferung lehnte der Rath ab. Die Gefahr war jedenfalls beseitigt.

Noch haben wir zweier Ereignisse zu gedenken, die auf den Sinn und das Treiben der damaligen Dithmarschen Schlaglichter werfen. Das erste ist ein Auflauf in Meldorf 1572. Bei der Eroberung hatte das Innere der Meldorfer Kirche arg gelitten; jetzt begann eine Zahl begüterter Leute sich neue Kirchenstühle errichten zu lassen ohne Rücksicht darauf, wer früher dort seinen Kirchenstand gehabt habe. Ob und wie die Gemeinde dagegen klagend eingeschritten sei, wird nicht erwähnt; jedenfalls wandte sie sich, als sie nicht sofort ihren Willen durchsetzte, zu roher Selbsthülfe, riß die neu errichteten Stühle nieder, warf sie zur Kirche hinaus und tobte so, daß Landvogt und Kirchspielvogt flüchteten. Der Statthalter H. Ranzau, der herbeieilte, ward in hohem Grade empört über das Treiben, zog die Schuldigen streng zur Rechenschaft und suchte auch diejenigen

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/149&oldid=- (Version vom 14.6.2018)