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sollen; aber Meldorf war nicht mehr Stadt: was nützte ihm ein Hafen ohne Schiffe? Sein Capital war dahin; Ackerbau seine Nahrungsquelle. So fand es seinen Vortheil darin, sich eine Zahl Morgen Landes zu sichern: sie willigten in die Verlegung des Hafens jenseits des Deiches, da, wo er noch liegt, und der Deich ward direct von Eesch hinter Amerswurth weg auf den Thalingburner Deich zu gezogen. Neocorus spricht merkwürdiger Weise von der Umlegung der Busenwurther Schleuse und schweigt von der Amerswurther und Miel-Schleuse, vielleicht weil dieselben erst gebaut wurden, während sie doch als Leitung der Abflüsse des Windberger und Fieler See’s viel größer müssen gewesen sein. Es ist möglich, daß man sich in Meldorf über die Nachtheile der Verlegung des Hafens täuschte; aber es ist gewiß, daß Meldorf dadurch zum Landflecken gemacht ist und es bleiben wird. – Es war ein ungeheurer Landgewinn, 2500 Morgen, 140 neue Häuserplätze längs des Deiches, in Marne bekam jedes Haus sechs Morgen, ein Gewinn, geeignet, Wohlstand und damit eine freudigere Stimmung zu verbreiten.

Auch von einer anderen Seite zeigte sich, daß die Zeit der Grabesruhe zu Ende sei. Michaelis 1574 riefen die beiden Herzöge in ihrem Theil von Dithmarschen auf einige Wochen Ausgehobene unter die Waffen. Es galt gewissen Streitigkeiten mit Herzog Erich von Sachsen-Lauenburg; doch kam es nicht zum Kampf und die Mannschaft zog nach Hause ab. Bei dieser Gelegenheit drohten sie dem Dorfe Reer bei Schenefeld Unheil, dem sie die üble Behandlung nachtrugen, welche daselbst 1559 geflüchtete Dithmarschen gefunden hatten. Aber der Landschreiber Gabriel Lange entdeckte die schlimmen Absichten und wußte es zu vermitteln, daß der Marsch das Dorf nicht berührte.

Das Jahr 1580 schien für Dithmarschen verhängnißvoll werden zu wollen. Am 23. Januar verspürte man in Brunsbüttel ein Erdbeben, das aber keinen Schaden that; aber im Sommer des Jahres enthüllte sich eine ungeahnte Gefahr von Feinden. Spanien, das seine niederländischen Unterthanen,

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/148&oldid=- (Version vom 14.6.2018)