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mit ihren kirchspielsweise vertheilten Räthen, Jacob Harder in Brunsbüttel, Wolt Reimers in Heide und Marcus Swyn in Lunden. Doch blieb der Erstere nur kurze Zeit und machte seinem Geschlechtsvetter, dem Licentiaten Michael Boie in Meldorf, Platz. Es war ein Opfer, welches die Männer dem Lande brachten, denn die Zahl der Grollenden, welche sie halb als Verräther bezeichnete und mit rücksichtslosester Freimüthigkeit über sie herfiel, ihnen die niedrigsten Absichten zuschrieb, war sehr groß. Michael Boie ward mit einem Meldorfer, Goldschmidt, in Händel verwickelt, die seine Suspension herbeiführten, seinem Gegner den Kopf kosteten, und halb triumphirend erzählt Neocorus, wie von dem von Wolt Reimers aufgehäuften Reichthum nichts in seiner Familie geblieben sei, und nennt an einer andern Stelle den Titel Kirchspielvogt, der bald den Räthen zufiel, nur einen glänzenden Aushängeschild für ihre Knechtschaft. Nur M. Swyn wußte sich ohne Anfechtung zu halten. Noch leidenschaftlicher richtete sich der Haß gegen die Landschreiber, die mit den sämmtlichen herrschaftlichen Hebungen, in jedem Theile einer, betraut waren, besonders Gabriel Lange im Mitteltheil, der ebenfalls später in Anklagezustand gesetzt ward, nicht ohne Grund; dennoch endete auch sein Ankläger Osselen Karsten auf dem Schaffot. Und gleichwohl retteten diese Männer der Landschaft zwei köstliche Privilegien, ihr altes Landrecht und ihr Indigenat.

Die Theilung des Landes erwies sich, da jeder Fürst begreiflicherweise gleichviel Unterthanen und vor allen Dingen gleichviel Einkünfte haben wollte, als sehr schwierig, und deren definitive Vollziehung zog sich daher bis 1568 hinaus. Die erste war ziemlich ungleich ausgefallen. Aus der Quittung von 1560 ersehen wir, daß bei der vorläufigen Scheidung der Südertheil 14,059 Mark Einkünfte betrug, der Mitteltheil 9694, der Nordertheil 10,943.

Ebenso wie die Gerichtsverfassung mußte sich auch die administrative vollständig neu gestalten, da die Behörden, in deren Händen sie großentheils gelegen hatte, hinfällig geworden waren; doch sind wir darüber wenig unterrichtet, wahrscheinlich weil

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/139&oldid=- (Version vom 14.6.2018)