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Am 3. Mai geschah der Angriff auf Meldorf. Zwei Mal in den ersten anderthalb Stunden wurde der Sturm der überlegenen Macht zurückgeschlagen; viele der Angreifer, da man von mehreren Seiten angreifen wollte[1], geriethen in die Gefahr, in Gräben und Sümpfen stecken zu bleiben, so daß sie, wie einer von ihnen schreibt, nur wie durch ein Wunder gerettet wurden. Jedoch, als der dritte Sturm anderthalb Stunden lang gedauert hatte, da erlag die Kraft der tapferen Besatzung; von zwei Seiten drangen die Angreifer hinein, und die Meisten der Besatzung gingen zu Grunde. Man wüthete nun gegen Männer, Weiber und gegen das Kind in der Wiege, und was sich von den Vertheidigern gerettet hatte, wurde bald ereilt und niedergehauen[2]. Das Fußvolk hatte diesen Sieg erfochten und war daher auch zuerst bei der Hand, sich an die Beute zu machen; später rückte die Reiterei nach und beinahe wäre es zum Gefechte zwischen diesen und dem Fußvolk gekommen, weil jene keine Beute mehr vorfanden. So hätte ein Aufstand der feindlichen Truppen beinahe die Freiheit Dithmarschens gerettet. Die nächste Folge dieser Erstürmung Meldorfs war die Eroberung Brunsbüttels und der Südermarsch.

Als die Dithmarschen dieß vernommen, dachten zuerst Viele daran, mit der vereinigten Kraft der Norderkirchspiele Meldorf anzugreifen, um so das gesunkene Glück des Vaterlandes vielleicht wieder zu heben. Allein die Mehrzahl setzte sich diesem Plane entgegen und allerdings scheint derselbe nicht wohl erdacht zu sein, denn man hätte so wiederum den Vortheil des Landes, die Hammebefestigung, aufgegeben (?). Die Dithmarschen gaben dieß auf und versammelten ihre Hauptmacht bei Hemmingstedt in der Meinung, daß der siegreiche Angreifer nun den Weg nehmen würde, welchen 1500 Johann

  1. Man umging die Stadt und erreichte über die Bürgerweide den Weg nach Hesel; da griff das Regiment Schönwesen an, am Zingel Johann Ranzau, die Fürsten hielten zu Nindorf unter dem Hauptbanner.
  2. Bei der Bollenbrücke durch den von dort anrückenden Graf Anton von Oldenburg. Molbech, Historie an Ditmarskerkrigen, S. 191.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/127&oldid=- (Version vom 14.6.2018)