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Junker Schlenz und König Hans 1500. Dann hatte sich auch seitdem das Kriegswesen ganz umgestaltet, so daß die Dithmarschen den so eigenthümlichen und so gut benutzten Vortheil ihres Landes jetzt nicht mehr für sich hatten; vornehmlich war die Artillerie und das Schießgewehr ganz anders ausgebildet. Die Dithmarschen waren dagegen mehr bei der alten Weise geblieben und hatten ihrer Kraft auch wesentlich geschadet durch die Befestigung Meldorfs. Inzwischen konnten sie, wenn sie ihre ganze Macht aufboten, an 12,000 Mann aufbringen. Allein Uneinigkeit schwächte sie und von einzelnen Verräthern ist wieder die Rede. Mit Kanonen waren sie hinlänglich versehen; sie hatten deren über hundert und Johann Ranzau giebt ihnen das Zeugniß, daß sie dieselben gut zu gebrauchen wußten. Die Antwort auf den Fehdebrief erfolgte den 21. Mai; sie erklärten sich in derselben nach wie vor für Unterthanen des Erzbischofs von Bremen und bitten, dieß bleiben zu dürfen. So geschah denn am 22. Mai der Einmarsch, und ohne daß ein Feind gesehen wäre, rückte das Heer nach Albersdorf. In den nächsten Tagen beschäftigt sich Johann Ranzau mit Erspähen des Landes, wobei ihm mehrere der Eingeborenen des Landes zu Führern dienen. Hierauf wird über die Art und Weise des Angriffs berathen; Alle scheuten die Hamme; es war nur die Frage, ob man die Tielenbrücke zuerst angreifen solle oder Meldorf. Johann Ranzau sprach für letzteres, damit er den Kriegsmuth des Heeres zuerst auf Eroberung dieses festen Platzes verwendete, und sein Rath drang durch. Jedoch ließ er zwei Theile des Heeres sich gegen die Tielenbrücke und gegen die Hamme wenden; er selbst führte den Zug nach Meldorf. Durch jene Vertheilung wurden die Dithmarschen getäuscht, denn sie glaubten, der Hauptangriff werde auf die Hamme geschehen, und dahin zogen sie ihre Hauptmacht, obwohl in Meldorf eine 2500 Mann starke Besatzung lag. – Man war nahe daran, von Albersdorf aufzubrechen, als Sebastian Ersam als Gesandter Lübecks dazwischen trat; er rieth zur Güte, wie er aber bemerkte, daß die Sache dazu zu weit gediehen sei, so wandte er seine Schritte rückwärts.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/126&oldid=- (Version vom 14.6.2018)