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Beschluß auf Protest bei der Meldorfer Gemeinde, da sie in Kirchensachen nicht unter den Achtundvierzig stehe. Der Prior des Meldorfer Klosters wandte sich darauf an die Lundener Mönche und an den Officialen des Hamburger Dompropstes; außerdem gesellen sich Manche zu ihnen, namentlich Peter Swin, Peter Nanne, Claus Rhode, und sie beschließen auf eigene Hand etwas zu unternehmen. Man versammelt sich in Hemmingstedt; einige von den Achtundvierzig bieten 500 Bauern auf und zwingen sie durch Drohungen zu ihrem Willen. Man nähert sich in der Nacht des 10. December Meldorf, und, geleitet von den dortigen Mönchen, gehen sie nach Boie’s Hause, wo Heinrich von Zütphen sein Quartier hatte. Man drang mit Gewalt hinein, mißhandelte den Prediger Boie, zog den Heinrich von Zütphen aus dem Bette, und barfuß, wenig bekleidet, bei der nächtlichen Winterkälte schleppen sie ihn nach Heide hin, woselbst sie ihn die Nacht in einem Privathause lassen. Am folgenden Morgen hält man auf dem Markte Gericht über ihn und verurtheilt ihn zum Feuertode. Außerhalb Heide war ein Holzstoß aufgethürmt, das Feuer will aber nicht brennen, so daß es zwei Stunden dauert, ehe die Strafe vollzogen ward, während welcher Zeit der Märtyrer allen Mißhandlungen ausgesetzt war. Endlich binden sie ihn auf eine Leiter und werfen ihn so auf den Holzstoß; aber mehr durch Mißhandlungen, als durch das Feuer endigt H. v. Zütphen, 36 Jahre alt, sein Leben. M. Luther selbst hat mit vieler Ausführlichkeit und eigenthümlicher Kraft seine Würdigkeit und Leiden geschildert.

So war der erste Versuch der Reformation in Meldorf nicht gelungen: allein es blieb der jüngere Boie übrig, der mannhafte Kämpfer für die Sache, unterstützt von seinem Bruder M. Böetius Marquardi, Prediger zu Brunsbüttel, und seinem Vetter, dem ältern Nicolaus Boie, Prediger zu Weslingburen[1], welcher letztere nicht allein von seinem Kirchspiel mit


  1. Die Stammtafel der Boie hat den älteren N. Boie von Weslingburen nicht. Neocorus erkennt zwar eine entfernte Verwandtschaft zwischen
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/121&oldid=- (Version vom 14.6.2018)