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nur ein Schreiben an die Dithmarschen sandte, sondern förmliche Drohungen hinzufügt, falls sie den Gehorsam weigern sollten. Die Dithmarschen erhielten gewisse Kunde davon von dem Erzbischof von Bremen, in einem Schreiben vom 17. September 1474, das in Meldorf einging. Sogleich versammelten sich daselbst mehrere Mächtige des Landes, namentlich der Bürgermeister und erzbischöfliche Vogt Jacob Polleke. Diese beschließen, daß, da das kaiserliche Oberhaupt sie verlassen, sie nun von der höchsten weltlichen Macht an die höchste geistliche appelliren wollen, welche Appellation am 27. September eingelegt ward. Nachdem dieser Schritt von Meldorf aus für sich geschehen war, ohne Zweifel nach ertheilter Befugniß der erzbischöflichen Macht, wird nun weiter mit dem gesammten Lande berathen, und J. Polleke, als Bevollmächtigter des Landes, legt am 3. October in der Lundener Kirche förmliche Protestation gegen des Kaisers Entscheidung ein, die an den Papst Sixtus eingereicht ward. Inzwischen hatte der König den Gehorsam, der nach kaiserlichem Recht ihm zukam, gefordert; die Dithmarschen aber dagegen sich erklärt, sie wären keineswegs herrenlos, sondern hätten dem Erzbischof von Bremen von jeher angehört, wie sich dieses namentlich durch seine fünf Vögte und aus dem ihm regelmäßig dargebrachten Willkommen von fünfhundert Mark, als hinlänglichen Beweisthümern, darthue. Hierauf war es zu Unterhandlungen gekommen zwischen dem König und dem Erzbischof, und es wird ein Vertrag geschlossen; bis zum 15. Mai 1475 soll die Sache ruhen, und so lange bleibt auch alles stille. Aber nachdem dieser Termin verflossen war, fängt der König plötzlich an, im Widerspruch mit allen frühern Verträgen, einen Zoll von den Dithmarschen zu verlangen; dagegen treten diese auf, und abermals wird ein Stillstand bis zum Mai 1476 und darauf bis Mai 1477 abgeschlossen, und dieser letzte noch außerdem weiter hinausgeschoben bis zur förmlichen Aufkündigung und rechtlichen Untersuchung der Sache. Diese für die Dithmarschen so günstige Lage der Dinge erhält noch überdieß eine Verstärkung durch die Bulle des Papstes vom 14. Mai 1476.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/114&oldid=- (Version vom 14.6.2018)