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siebenzig bis achtzig gewesen. Wie die Auswahl nun später vorgenommen ward, wissen wir nicht; allem Anscheine nach wurde sie aus jedem Kirchspiel unternommen[1], und in der Regel mag jedes derselben zwei gestellt haben, und es scheint fast, daß größere Kapellen einen stellten: so scheint es, daß Lunden mit seiner Kapelle St. Annen drei stellte. Wenn nun einer starb, so wissen wir wieder nicht, ob das Geschlecht oder das Kirchspiel denselben ersetzte; gewöhnlich folgte der Sohn dem Vater. Daß die Achtundvierzig lebenslänglich ihr Amt verwalteten, sehen wir auch daraus, daß Neocorus sehr häufig von einem der Achtundvierzig spricht, nie aber einen erwähnt, der Schlüter gewesen, eben weil die Auctorität des Schlüters kein dauerndes Ansehen gab. Zu der Zahl der Achtundvierzig müssen wir noch mitrechnen den Kanzler des Landes, der immer ein Geistlicher war, ohne ihn waren es nur siebenundvierzig; der versah das wichtige Schreib- und Abfassungsamt fürs ganze Land, eben wie von jeher in den einzelnen Kirchspielen der Geistliche immer das Amt des Kirchspielschreibers verwaltet hatte.

Die Achtundvierzig als Oberlandesgericht hatten sich in Heide jeden Sonnabend einzufinden, wo an jedem Sonnabend Wochenmarkt war. Kamen sie aber alle zusammen? Aus mehreren Andeutungen ersehen wir, daß nicht Alle, sondern regelmäßig nur ein stehender Ausschuß sich daselbst versammelte, vielleicht zwölf, wie die Zahl zwölf oder deren Verdoppelung überhaupt in den Gerichtsversammlungen eine wichtige Zahl war. Nehmen wir dies an, so sehen wir, daß, weil nicht Stimmenmehrheit, sondern zwei Drittel entschied, die Zahl acht den Ausschlag gab; denn dies war feststehende Regel, daß zwei Drittel entschied, „de tweete Mann“, wie man das nannte. Eine ähnliche Bezeichnung finden wir bei den Griechen. So lesen wir Thuc. 1, 74: τὰ δυὸ μέρη, welches in eben dieser Beziehung zu fassen ist.

Wir müssen nun uns hinwenden auf die Verfassung der

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/102&oldid=- (Version vom 14.6.2018)
  1. Karsten Schröder sagt es ausdrücklich.