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Valentin Alkan, 6 charakteristische Stücke.


Der Componist gehört zu den Ultra’s der französischen Romantiker und copirt Berlioz auf dem Pianoforte. Seine vorletzte Schöpfung (Etuden) fuhren wir seiner Zeit etwas stark an; sie ist uns noch jetzt in der Erinnerung fürchterlich. Die 6 Charakterstücke sind sanfterer Sitte im Ganzen und sagen uns viel mehr zu. Was man schon in keinem französischen Wörterbuch findet, das Gemüth fehlt auch den französischen Compositionen, wie eben auch der vorliegenden. Dagegen treffen wir auf eine Persiflage der Opernmusik in Nr. 6 (L’Opéra), wie sie kaum besser gemacht werden kann. Auch die „Winternacht“ ist charakteristisch; ein schneidender Frost weht daraus. Den Gegensatz „die Frühlingsnacht“ erwarteten wir wärmer und duftiger; indeß klingt sie artig genug. Das Stück „La Pâque“ wünschten wir als etwas platt ganz aus der Sammlung entfernt; das mit „les Moissonneurs“ überschriebene wirkt dagegen frisch und lieblich, wie Landluft nach Stadtluft. Die „Serenade“ hebt sich gleichfalls nicht über ihren Standpunct und wird daher gefallen. Vortragsbezeichnungen fehlen fast gänzlich. Es hat viel für und gegen sich. Im Uebrigen mag der Componist ein interessanter Spieler sein und sich wohl auf die seltneren Effecte des Instruments verstehen. Als Componist würden ihn nur strengste Studien vorwärts bringen können. Er verfällt sonst immermehr in’s Aeußerliche.