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des ersten Satzes von einem Schwung, wie er etwa Beethoven zum Schluß des ersten der D moll-Symphonie geglückt. Es bleibt wahr, was Zelter gesagt: „Dieser Leipziger Cantor ist eine unbegreifliche Erscheinung der Gottheit.“[H 1]

Am herrlichsten, am kühnsten, in seinem Urelemente erscheint er aber nun ein für allemal an seiner Orgel. Hier kennt er weder Maß noch Ziel und arbeitet auf Jahrhunderte hinaus. Wir haben hier einer neuen Ausgabe von 6 früher bei Riedel in Wien schon erschienenen Präludien und Fugen zu erwähnen, die Haslinger neu aufgelegt.[1] Den Organisten werden sie bekannt sein: Nr. IV ist das wundervolle Präludium in C moll.

Außer in Deutschland wird nur noch in England für Verbreitung Bach’scher Werke etwas gethan;[H 2] es lagen uns neulich mehrere bei Conventry und Hollier sehr gut gedruckte Hefte vor, die wir der Beachtung deutscher Verlagshandlungen zur Vergleichnahme empfehlen. In Deutschland ist es wohl Hr. Hauser, der die vollständigste Sammlung von Bach’s Werken aufzuweisen. Seit lange beschäftigt er sich mit Ordnung eines systematischen Kataloges sämmtlicher gedruckter, wie ihm bekannter in Manuscript vorhandener Werke. Der immer wachsenden Zahl der Verehrer Bach’s würde es gewiß willkommen sein, wenn der Katalog veröffentlicht würde.





  1. Präludien und Fugen für Orgel oder Pianoforte mit Pedal.

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Wortgetreu: „eine Erscheinung Gottes: klar, doch unerklärbar.“ II.163 Commons
  2. [GJ] Als ein paar Jahre später auch eine französische Ausgabe von Bachs Clavierwerken (bei Launer in Paris) angekündigt wurde, bemerkte Schumann dazu (1843, XVIII, 36 Internet Archive): „Fängt man vielleicht auch in Frankreich an, den großen Meister zu begreifen? Wir wollen es wünschen und hierbei an den bedeutungsvollen Ausspruch eines Kunstkenners über Bach erinnern: Es darf kühn vorausgesetzt werden, daß die Erkenntniß seines Geistes und Wesens der Vorläufer einer neuen Zeit sein wird, die uns erlöset von allem Uebel und allen Uebelkeiten, welche die neueste Zeit aus Italien und Frankreich über uns und unsere Musik gebracht hat.“ II.516 Anmerkung 35 Commons