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einzelnen das Reizvolle, Malerische und Phantastische. Italien, das uns unsere Jünger sonst immer mit verkehrten Ansichten zurückgeschickt, hat in seine Musik nur mehr Anmuth und Weichheit gebracht, ihm nichts von seiner deutschen Kraft genommen; man kann es nicht genug rühmen. Der Text (von Dr. Steinheim) ist ziemlich einfach, die Handlung eine gekannte.[H 1] Von Personen treten auf: Zedekia, König in Juda, Chamital, dessen Mutter, Jeremias, Achicam und dessen Schwester, und einige untergeordnete. Die Zeichnung der Charaktere ist scharf, namentlich der der Chamital. Den Jeremias wünschten wir vom Dichter energischer gehalten; die Musik mußte natürlich zunächst dem Texte folgen. Vorzüglichstes und in musikalischem Betracht das Tüchtigste und Kunstvollste enthalten die Chöre, die sämmtlich mit großem Antheil gehört wurden; unter diesen ragen namentlich hervor „Eine Seele tief gebeugt,“ die beiden der Diener Zedekia’s, der Schlußchor des ersten Theiles, der der Israeliten „du Gott der Langmuth,“ und „wir ziehn gebeugt.“ Vom „Paulus“[H 2] unterscheidet sich dies Oratorium wesentlich; es neigt sich mehr nach der Zukunft hin. Wir werden später bei Veröffentlichung des Werkes darauf zurückkommen. Die Aufführung unter des Componisten ruhiger und sicherer Leitung war eine ganz ausgezeichnete.




Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Das Oratorium war ursprünglich Jeremia benannt. Der Dichter des Textes erklärte später (1842, XVI, 84 Google), die Autorschaft ablehnen zu müssen, da der Componist nur einige Strophen desselben zu der „Zerstörung Jerusalems“ benutzt und selbst diese mit Willkürlichkeit durcheinander gewürfelt habe. II.241 Commons
  2. [WS] von Felix Mendelssohn Bartholdy