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von Hrn. A. J. Becher.[1][H 1] Der Titel paßt jedoch nicht zu allen. Von einigen vermuthe ich, daß sie componirte Texte, für das Clavier allein eingerichtet. Wäre das, so verdiente es einen Tadel, da mir ein solches Verfahren wie ein Vergehen an seinem eignen Kinde scheint. Wär’ es aber nicht, so bleiben Nummern wie 2. 4. 7. durchaus unverständlich. Für Originalclavierstücke halte ich nur die Nummern 3. 5. 6., bei den übrigne schwanke ich. In allen herrscht ein leidender Ausdruck, ein Ringen wie nach etwas Unerreichbarem, eine Sehnsucht nach Ruhe und Frieden; oft mühsam und kalt ausgesprochen, oft leicht und rührend. Musikalisch genommen, sieht man überall Streben nach Bedeutung und Eigenthümlichkeit, seltne Harmonieen, sonderbare Melodieen, scharfeckige Formen. Ruhig abgeschlossen finde ich keines. Einzelne Tacte mißfallen mir sogar gänzlich, eben so die Folge, in der die Stücke stehen; dies hätte viel natürlicher und angenehmer geschehen können. Wolle der Componist seinen künftigen Gestalten noch etwas von der Anmuth verleihen, die uns aus den Werken seines Vorbildes, dem die lyrischen Stücke zugeeignet sind,[H 2] so verführerisch entgegenweht. An innerem Adel fehlt es ihm keinesweges.



  1. Später eines traurigen Todes gestorben (1852).

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Vorlage: J. A. Becher. [GJ] „Becher wurde im November 1848 zu Wien auf Grund standrechtlichen Urtheils erschossen.“ I.291
  2. [WS] Felix Mendelssohn Bartholdy