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satz- und fingerfixen Componisten gemacht sind, der noch dazu das Instrument sehr gut kennt.

Auch an den Variationen des Fräulein Blahetka[H 1] wollen wir so rasch wie möglich vorbei. Sie ist eine treffliche Clavierspielerin und reizend. Zu einem St. Simon für weibliche Composition kann sie mich nicht machen.

Aber was ist mit unserm vortrefflichen Henri Herz vorgegangen? Ordentlich als ob er krank den Kopf senkte, als ob er gar nicht mehr so unschuldig und liebenswürdig hüpfen und springen könnte, als ob er die Launen und Untreue der Welt erfahren! Denn wahrhaftig, als Variationist erreicht ihn so leicht Niemand, und er sich selbst nicht einmal wieder. Tausend und aber tausend vergnügte Stunden dankt ihm die Welt und von schönen Lippen hörte ich, nur Herz dürfe sie küssen, wollte er. „Die Jahre vergeh’n.“ Einen Satz finde ich aber auch hier bewährt, daß man sich manche Modegenies, über deren schädlichen hemmenden Einfluß man übrigens durchaus im Klaren war, später, wenn sie selbst hinter sich zurückbleiben und nun eine Lücke entsteht, die Talentschwächere nur schlecht zu füllen versuchen, sehr oft zurückwünscht. So fingen die Kritiker erst Rossini recht herauszustreichen an, als Bellini aufstand; so wird man diesen erheben, da Caraffa und die Andern ihn nicht zu ersetzen vermögen. So mit Auber, Herold, Halevy. – Zu den Variationen![H 2] Sie sind von Herz, stehen aber, wie gesagt, gegen die älteren frischen und

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Anna Maria Leopoldine Blahetka, Variations sur „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ op. 28 erschienen unter dem Titel Variations sur la Chanson autrichienne: Gott erhalte Franz den Kaiser, p. Pfte. Oe. 28 bei Alisky in Darmstadt im April 1831; zeitgleich erschien dort auch eine Fassung p. Pfte avec Orchestre.
  2. [WS] Henri Herz: Variationen über ein Thema von Bellini (Puritáni) op. 82 erschienen unter dem Titel Grandes Variations sur la Marche favorite de l’Opéra: I Puritani de Bellini, p. Pfte. Oe. 82, in As bei Schott in Mainz im November 1835.