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Jahrhunderte anreden. — Die Octaven auf S. 3, Syst. 5, von Tact 6 zu 7 habe ich herausgehört, nicht herausgesehen, weshalb ich sie anführe. — Noch wundert mich, daß Neapel, welches so viel vergessen macht, noch nicht vermocht hat, die vielen vaterländischen Weber’schen Anklänge gänzlich fortzuwehen.

Der Geistertanz von Hiller ist monoton und eine matte Copie seiner bessern Sachen in dieser Art. Er schreibt zu viele Hexengeschichten und sollte nicht vergessen, daß auch Grazien tanzen können. – [H 1][H 2]

Ueber Keßler und seine Impromtu’s enthielten diese Blätter schon früher einen ausführlichen Artikel vom Meister Raro, dem ich nichts hinzuzufügen weiß, als das Bedauern, daß dieser Componist seit einiger Zeit gänzlich zu feiern scheint, und den Wunsch, daß er sein Stillschweigen um so erfreulicher und überraschender lösen möge.

Die Capricen von Pohl finde ich in zweifacher Art schön und vollendet, als einzeln neben einander und als Ganzes hinter einander. So vielem Gebildeten, Gesunden, Neuen, Vornehmen, ja Strahlenden wird man selten auf so wenig Blättern begegnen. Der Componist soll in jungen Jahren gestorben und diese Capricen schon vor langer Zeit erschienen sein. Scheint es doch, als ob, um auf die Nachwelt zu kommen, in keiner Kunst ein so anhaltendes Streben und Wirken gefordert würde, wie in der Musik und es liegt das vielleicht, wenn einentheils in der rasch auf einander folgenden

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Im Artikel in der Neuen Zeitschrift für Musik 1835, Bd. 02, Nr. 38 S. 155 folgt ergänzend der Absatz zu F. Hiller, rêveries. Oe. 17. und 3 Caprices. Oe. 14.: Bei den Rêveries befind’ ich mich in einer Verlegenheit wegen meiner frühern Recension über Hillers Etuden. Dort nämlich sprach ich es noch gar nicht so bestimmt aus, für was ich sein Talent, so weit es mir bekannt, im Grund gehalten habe, d. i. für die geistreichste Verstellung und Heuchelei, die sich je hinter Töne versteckt; ich stimmte sogar Florestan bei, der einmal meinte, daß Herz, hätte er so viel wie Hiller studirt, vielleicht dasselbe geleistet haben würde. Denn es fehlte mir immer das Letzte daran, für das ich so eigentlich gar keinen Namen finden kann; ich betastete, ich hörte, fühlte, sah alles vor mir, alle geistigen Kräfte waren in Anspruch genommen, nur nicht jener musikalische Seelennerv, den er so oft rühren möchte. Die letzte dieser Reverieen bestimmt mich, ihn für meinen Verdacht theilweise um Verzeihung zu bitten; ich sehe in ihr so viel Wahrheit und Wirklichkeit, und noch dazu erhöhte, idealisirte, daß wir uns zu künftigen, dieser Leistung an Einfachheit und Offenheit ähnlichen Compositionen aufrichtig Glück wünschen wollen. Andere Vorzüge dieser Reverieen erwähne ich gar nicht, da sie jedem von selbst entgegen springen werden, und ist auch der Einfluß der Chopinschen Umgebung hier und da nicht zu verkennen, so bleibt die Sache interessant und geistreich und der besondern Aufmerksamkeit aller Schüler zu empfehlen. – Die Capricen scheinen mir mit den Etuden auf ziemlich gleicher Stufe zu stehen, weshalb ich das damalige Urtheil nachzuschlagen bitte; sie verdienten eine weitlauftigere Besprechung, die wir uns vor der Hand wegen Mangel an Raum versagen müssen. –
  2. [WS] Im Zeitschriftenartikel (Neue Zeitschrift für Musik 1835, Bd. 02, Nr. 38 S. 155) schließt ein Absatz über eigene Werke Schumanns an, Papillons. Oe. 2.; Intermezzi. Oe. 4.; Impromtus sur une romance de Clara Wieck. Oe. 5.: Ueber die folgenden Papillons u. s. w. darf ich der Blutsverwandtschaft des Componisten mit der Zeitschrift halber nichts sagen, als daß sie da sind und Menschen suchen wie Diogenes. Wir verweisen dankbar auf das, was die allgemeine musikalische Zeitung, Gottfried Weber in der Cäcilia, der Wiener Anzeiger, Rellstab in der Iris, die erstern mehr oder minder übereinstimmend, der letztere verwerfend darüber geurtheilt haben. [WS] Zu den Rezensionen und dem Verhältnis Schumanns zu den Redakteuren Ludwig Rellstab (Iris) und Gottfried Weber (Cäcilia) siehe Jansens sehr ausführliche Anmerkung 33, I.325–332 Commons