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Nachschrift. Wie ich’s vorausgesehen! – Nr. 37. der „Neusten“ enthält eine Recension unsers Carnavals:[H 1] „das wären einmal wieder Zwiebelmonstra, bei denen man vor lauter Mitleid nicht zum Weinen kommen könne: – Componisten sollten ihre Werke doch erst die Linie passiren lassen, ehe sie entstöpselten, – sollten nicht denken, daß wenn sie ihren Nullen von Gedanken Schwänzchen anhingen, gleich Neunen daraus würden“ etc. –

NB. De Knapp hat sich in voriger Nacht aus dem Staube gemacht.




Anmerkungen (H)

  1. [WS] Notenbeispiel: die Oberstimme heißt „B-e-d-a“. Das Motiv kommt in Schumanns angesprochenen Carnaval – Scenes mignonnes sur quatre notes op.9 für Klavier in dieser Form nicht vor.
    [GJ] Unter den mancherlei phantastisch eingekleideten Recensionen Schumanns ist diese jedenfalls eine der seltsamsten, eine Art Novelle. Der Kern derselben – die Charakterisirung der Tanzcompositionen – tritt klar genug heraus. Der Name Ambrosia mag eine Dame aus Schumanns Bekanntschaft bezeichnen sollen, bei Beda liegt der Gedanke an Clara nahe. Mit de Knapp (der „nicht viel Deutsch versteht“) ist der Liedercomponist C. Banck (– man lese den Namen von rückwärts –) gemeint, der bis Ostern 1836 Mitarbeiter der Zeitschrift, hernach aber mehr und mehr in eine gegnerische Stellung zu Schumann gerathen war. (In 93 mir vorliegenden Briefen Bancks an Fr. Hofmeister, vom 3. Jan. 1836 bis zum 14. Nov. 1842 reichend, ist nichts enthalten, was irgendwie auf freundschaftliche Gesinnungen gegen Schumann schließen ließe. Dagegen lassen sie ein lebhaftes Interesse für Clara Wieck erkennen, das freilich erlosch, als 1839 ihre Verlobung mit Schumann öffentlich bekannt geworden war. Als hervorragender Charakterzug tritt in den Briefen ein starkes Selbstgefühl hervor. Man liest mit heiterem Erstaunen, wie rührig und geschickt Banck die von ihm geschriebenen oder veranlaßten Reclame-Artikel über sich in alle möglichen Zeitungen zu bringen wußte.) Die ironischen Scherze des Aufsatzes über Recensenten und die neue Zeitschrift (die mit den Augen der Gegner betrachtet und durch eine „neuste musikalische Zeitung“ noch überboten wird) bedürfen keiner Erläuterung. Der in der „Nachschrift“ enthaltene Hinweis auf die Recension des Carnaval in der „Neusten“ hatte wohl nur den Zweck, das kritische Verfahren des „doppelzüngigen Redacteurs“ an einem bestimmten Beispiel aufzudecken. Der Carnaval war aber noch gar nicht gedruckt, als dieser Aufsatz (d. 19. Mai) erschien; erst im August wurde er fertig. In Wirklichkeit hat keine der damaligen Musikzeitungen den Carnaval erwähnenswerth gefunden; nur die „Zeitung f. d. eleg. Welt“ (22. Sept. 1837) brachte eine Recension desselben. De Knapp ist noch ein zweites Mal in der Zeitschrift erwähnt und zwar 1839 (X, 172). Er wird da in Beziehung gebracht mit einem Artikel im „Nürnberger Correspondenten“ vom 11. Mai (unterz. Dr. St.), der Schumanns Zeitschrift „träge und farblos“, Finks Zeitung dagegen „lebendiger und entschiedener“ nennt. (In einem Briefe Bancks an Hofmeister vom 1. Mai 1839 ist das genau mit denselben Worten gesagt. „Finks Zeitung fährt fort, lebendiger und entschiedener zu werden.“) Eine Entgegnung Schumanns im Nürnberger Corresp. vom 20. Mai weist die „rein persönliche, aus böswilligen Absichten hervorgegangene“ Bemerkung des „leicht zu erkennenden Verfassers“ kurz zurück. Auf diese Entgegnung macht die erwähnte Notiz in der Zeitschrift (Nummer vom 28. Mai) warnend aufmerksam; „de Knapp und Cons, mögen es sich merken.“ Anmerkung 4, II.491–492. Commons Vgl. Anmerkung 45, II.519–521. Commons
    [MK] dasselbe, Anmerkung 274, II.406–407 Commons und Anmerkung 424, II.432–434 Commons