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wörtlich sprach. Florestan reckte nur manchmal den Kopf in die Höhe, namentlich bei der dritten Polonaise, die sehr glänzend und voll Hörner- und Geigenklang.

„Jetzt etwas Rascheres, und spiel’ du den Thalberg,[H 1] Euseb, Zilias Finger sind zu weich dazu,“ sagte Florestan, hielt aber bald auf und bat, die Theile nicht zu wiederholen, da die Walzer zu wasserhell, namentlich der neunte, der auf eine Linie ginge, ja in einen Tact „und ewig Tonica und Dominante, Dominante und Tonica. Indeß ist’s gut genug für den, der unten zuhorcht.“ Der aber unten stand (ein Student) schrie nach dem Schluß im Ernst Da Capo[H 2] und alle mußten viel lachen über Florestans Wuth darüber und wie er ihm hinunterrief, er möge sich fortscheren und nicht durch ähnliche Aufmunterungen stören, sonst würde er ihn durch einen Stundenlangen Terzentriller zum Schweigen bringen u. s. w. –

Also von einer Dame? (würde ein Recensent bei den Valses romantiques[H 3] anfangen). Ei, ei, da werden wir die Quinten und die Melodie nicht zu weit zu suchen brauchen.

Zilia hielt vier leise Mondschein-Accorde aus. Alle horchten aufmerksam. Auf dem Flügel lag aber ein Rosenzweig (Florestan hat an der Stelle der Leuchter immer Vasen mit Blumen), der von der Erschütterung nach und nach auf die Tasten geglitten war. Wie nun Zilia nach einem Baßton haschte, berührte sie ihn zu heftig und hielt inne, weil der Finger blutete. Florestan fragte,

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Sigismund Thalberg (1812–1871), 12 Valses „Souvenirs de Vienne“ op. 4 (1835) (spätere Ausgabe bei IMSLP).
  2. [WS] italienisch: „Von vorne“, im Sinne von: noch einmal; die Wiederholung eines musikalischen Formteils oder des ganzen Stückes.
  3. [WS] Clara Wieck, Valses Romantiques op. 4 (1833-35).