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des Adagios geheimnißvoll gefragt: hat Beethoven nicht auch eine Schlachtsymphonie geschrieben, Herr? — Das ist eben die Pastoralsymphonie, Herr, sagte unser Euseb gleichgiltig.[H 1] — Ah, ah, richtig — dehnte der Dicke fort sich besinnend.

Der Mensch muß wohl Nasen verdienen, sonst hätte ihm Gott keine gegeben. Viel vertragen sie, diese Publicums, worüber ich die herrlichsten Dinge berichten könnte; z. B. als ihr, Kniff, mir einmal umwendetet im Concert bei einem Fieldschen Notturno.[H 2] Das Publicum besah sich zur Hälfte schon inwendig, es schlief nämlich. Unglücklicherweise erwisch’ ich aus einem der abgelebtesten Flügelschweife, der sich je in eine Zuhörerschaft schwang, statt des Pedals den Janitscharenzug, glücklicherweise piano genug, als daß ich mir den Wink des Zufalls konnte entgehen lassen, das Publicum glauben zu machen, es ließe sich in der Ferne eine Art Marsch hören, den ich von Zeit zu Zeit in leisen Schlägen wiederholte. Natürlich trug Eusebius das Seinige zur Verbreitung bei; das Publicum rauchte aber vor Lob. –

Aehnliche Geschichten fielen mir während des Adagios eine Menge ein, als der erste Accord im Endsatz einbrach. Was ist er weiter, Cantor (sagte ich zu einem zitternden neben mir,) als ein Dreiklang mit vorgehaltener Quinte in einer etwas verzwickten Versetzung, weil man nicht weiß, ob man das Pauken-A oder das Fagotten-F für Baßton nehmen soll? Sehen Sie nur Türk, 19ter Theil, S. 7![H 3] — „Ah, Herr, Sie sprechen sehr laut und

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Beethoven Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria op. 91 (1813) und Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 (1807–08), die Pastorale.
  2. [WS] John Field (1782–1837), irischer Komponist und Pianist. Er gilt als der Erfinder des Nocturnes.
  3. [GJ] Theoretiker älterer Zeit. Es bedarf kaum der Bemerkung, daß es einen „19. Theil” gar nicht giebt. [WS] Daniel Gottlob Türk (1756–1813), angesprochen ist dessen Kurze Anweisung zum Generalbaßspielen von 1791 u.ö.