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war’s, ein Kampf des Neuen und Alten; das ganze Kyritz gohr. Aber das Wichtigste kommt noch und die Sachen wurden verwickelter. Wem in Kyritz wäre nicht der zu allen Tagesstunden auf den Gassen sichtbare Friseur Lippe bekannt, Lippe, der Janitschar,[H 1] der alle Instrumente spielte und jedes schlecht. Lippe, der Lafont[H 2] und Hunderte in Paris frisirt und zuletzt auf dem Schub von da in seine Heimath zurücktransportirt wurde, der durchtriebenste Windbeutel, der Fresser’s Tochter die Cour machte, während er beim Kniff versicherte: er wolle alle Fresser’sche Romantiker sengen und brennen, wie sie’s verdienten. Im Grund des Herzens aber schimpfte er eben über Alles und wollte nichts als auf den Schultern der kämpfenden Parteien sich selbst zum Musikdictator in Kyritz emporschwingen und zuletzt Fresser’s hübsche Sabine heimführen. Kyritz, wie warst du verblendet, als du den Worten aus dem im Kyritzer Wochenblatt mit G. S. unterzeichneten Artikel Glauben beimaßest, der folgendermaßen lautete: „Die Musik, die doch sein soll die Harmonie des Ewig-Schönen, die die Bande zwischen Gott- und Menschheit nur noch fester knüpfen soll, hat in dieser guten Stadt noch unlängst zu den bedauerlichsten Auftritten geführt. Könnte man ähnlichen Vorfällen nicht steuern durch Vereinigung sämmtlicher hiesigen Notabilitäten und sollte eine solche nicht durch eine förmliche Constituirung eines „Kyritzer Stadt- und Communalmusikvereins” am leichtesten zu erreichen sein, wie ja ähnliche Vereine es in allen **schen Staaten

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Janitscharenmusik ist für Schumann Inbegriff von lärmender, sinnentleerter Musik.
  2. [WS] Vielleicht eine Anspielung auf Charles Philippe Lafont (1781–1839), einem französischen Violinvirtuosen.