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Manier mißfällt schon am Original, geschweige die nämliche am Copirenden (Spohr[H 1] und seine Schüler). –

Eusebius.

Der seichteste Kopf kann sich hinter eine Fuge verstecken. Fugen sind nur der größten Meister Sache. –

Raro.

Man denke nur, welche Umstände sich vereinigen müssen, wenn das Schöne in seiner ganzen Würde und Herrlichkeit auftreten soll! Wir fordern dazu einmal: große, tiefe Intention, Idealität eines Kunstwerkes, dann: Enthusiasmus der Darstellung, 3) Virtuosität der Leistung, harmonisches Zusammenwirken wie aus einer Seele, 4) inneres Verlangen und Bedürfniß des Gebenden und Empfangenden, momentan günstigste Stimmung (von beiden Seiten, des Zuhörers und des Künstlers), 5) glücklichste Constellation der Zeitverhältnisse, so wie des speciellern Moments der räumlichen und anderen Nebenumstände, 6) Leitung und Mittheilung des Eindrucks, der Gefühle, Ansichten — Wiederspiegelung der Kunstfreude im Auge des Andern. — Ist ein solches Zusammentreffen nicht ein Wurf mit sechs Würfeln von sechsmal sechs? –

Eusebius.

Ouverture zur Leonore.

Beethoven soll geweint haben, als sie,[H 2] zum erstenmal aufgeführt, in Wien fast durchfällig mißfiel —, Rossini

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Louis Spohr, auch Ludwig Spohr (1784–1859), deutscher Komponist, Dirigent und Violinist.
  2. [HS] Die „großmächtige“ dritte ist gemeint. Die beiden ersten „Leonoren“ wurden erst später bekannt, „die neue aus E dur“ ist die Fidelio-Ouverture. [MK] Es ist hier die dritte gemeint, die beiden ersten wurden erst später bekannt. II.371. [WS] die Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 C-Dur op. 72b (1806), die endgültige Fassung der Ouvertüre zur Oper Fidelio ist die Fidelio-Ouvertüre E-Dur op. 72 (1814).