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Christus am Oelberg. Kyrie und Gloria aus der Missa solemnis von Beethoven.
Musikaufführung am 28. März in der Universitätskirche zu Leipzig.


Die Idee ist schön und poetisch, daß uns heute Beethoven als Jüngling und als Mann[H 1] am Hochaltar der Kunst — gleichsam als Novize und Hoherpriester — vorgeführt worden. Vom oft schmerzenreichen Leben, das mitten inne lag, klingt nichts nach. Es ist das ganz in Andacht und Gottesbegeisterung versenkte Gemüth.

Für den hohen Genuß fühlen wir uns gegen Hrn. Musikdirector Pohlenz zum lebhaftesten Dank verpflichtet, und wünschen in diesem Sinn mehr Charfreitage. Es kann etwas, was mit solchem Eifer, solcher Uneigennützigkeit unternommen ist, gar nicht genug gerühmt werden. Die Masse schätzt das auch; aber sie hält sich an die Ausführung. War diese schlecht, so tadelt sie, gut, so lobt sie und vergißt es dann. An die unendlichen

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Beethoven war 33 Jahre alt, als er Christus am Ölberge Op. 85 (1803) schrieb und 53, als er die Missa Solemnis D-Dur Op. 123 (1819–23) beendete.