Seite:Gesammelte Schriften über Musik und Musiker Bd.1 (1854).pdf/348

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

doch von Keinem gänzlich unterdrücken lassen. Wie verschieden davon sind die anderen Capriccio’s und fast in gar keiner Beziehung zur mittleren! In der letzten nämlich steckt so etwas von einem verhaltenen sprachlosen Ingrimm, der sich auch ganz leidlich bis zum Schluß beschwichtigt, aber dann aus voller Herzenslust losbricht. Warum? — wer weiß es! man ist eben zu Zeiten wild, nicht etwa über dies oder das, sondern möchte „mit sanftester Faust“ im Allgemeinen rechts und links ausschlagen und sich selbst aus der Erde hinaus, wenn’s nicht gerade noch zu ertragen wäre. Auf Andere wird die Caprice anders wirken, auf mich so; stehe es da. Dagegen werden wir sämmtlich bei der ersten übereinstimmen, wenn wir mit ihr ein leichteres Weh durchleben, das von der Musik, worein es sich gestürzt, Linderung verlangt und empfängt. Mehr verrathen wir nicht. Der nächste Blick des Lesers aber fliege in das Heft selbst.




Ludwig Schunke, 1stes Capriccio. Werk 9. [H 1]
2stes Capriccio. Werk 10.


Einmal im Frühling 1834 trat Schunke mit seiner gewöhnlichen Hast in meine Stube (es trennte uns nur eine offene Thür) und warf hin: „er wolle in einem Concert spielen und wie er das Stück nennen solle, denn ‚Caprice‘ sage ihm zu wenig.“ Dabei saß er längst am Flügel und im Feuer der zweiten in C moll. Leidlich

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Ludwig Schuncke (1810–1834), deutscher Pianist und Komponist, dem Schumann besonders nahestand. Siehe dazu Jansen Die Davidsbündler, S. 123–125 Internet Archive und Schumanns Bericht über Ludwig Schunke’s Begräbnißfeier in: Neue Zeitschrift für Musik 1834, Nr. 73 (11. December 1834), S. 289–290 Internet Archive.
    Capriccio Nr. 1 C-Dur op. 9, Leipzig: Wunder 1834 IMSLP
    Capriccio Nr. 2 c-moll op. 10, Leipzig: Wunder 1836 IMSLP