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entzücktes Meer über und auch der eminenteste Cantor könnte dann die Octaven S. 14. Sys. 3. zu 4. überhören.




H. Dorn, Bacchanales. Rhapsodie (D-maj). Oe. 15.[H 1]


Der Titel paßt. Die Trauben möchten platzen vor Wollust sammt den Trinkern. Ein Stück, an dem sich der geistreiche Recensent der Dorn’schen „Bettlerin“ (in einer Beilage zur allg. mus. Zeitung)[H 2] neue Lorbeeren (wir verweisen nur auf die Quinten S. 3. Sys. 4. zu 5) holen kann. Wir hüten uns wohl, mit dem Componisten anzubinden. Er sticht. Ueber kurz und lang malte er uns in eine Rhapsodie unter dem Titel „Nous“, Rhapsodie sur le „Nous“ des Journalistes etc. hinein und man hätte nichts davon als eine lächerliche Unsterblichkeit. Wir meinen, die Rhapsodie gefällt uns besser als ihr zukünftiger Recensent, Bacchanalien besser als Litaneien. Mit gelehrten Fragen, „ob denn in dem Stück ordentliche Logik zu finden sei, Plan, Einheit, Wohlhäbigkeit,“ dringt man hier nicht durch und hat sich nur in Acht zu nehmen, daß Einem nicht ein goldner Pokal an den gelehrten Kopf fliegt. Unter den vielen herkulischen und den anderen Gottheiten, die an den Tafeln schwelgen mögen, vermiss’ ich aber Harmonias oberste Tochter, von der oft ein Blick genügt hätte, den Späßen der wilden Gesellen eine Grenze zu setzen; man merkt

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Rhapsodie: Bacchanales D-Dur op. 15. Ein Bacchanal ist ein ungezŸügeltes, ausschweifendes Trinkgelage.
  2. [WS] Dorns Singspiel in vier Akten Die Bettlerin (Text: Karl von Holtei) wurde 1829 in Königsberg uraufgeführt. Die kurze kritische „Correspondenz aus Königsberg“ in: Allgemeine musikalische Zeitung 1829, Sp. 485–486 Google ist offensichtlich nicht gemeint, eine Beilage zu Dorn zwischen 1828 und 1836 ist in der AMZ nicht nachweisbar.