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Formen, Wendungen, Ausgänge sinnt er nicht; die zweite Hälfte des Satzes bringt die erste gewöhnlich Note für Note transponirt wieder; seine Passagen sind die faßlichsten. Eben so leicht und natürlich verweben sich Violine und Cello in das Clavier. Kurz in zwei bis drei Tagen kann er ein Trio fertig haben und ein Kleeblatt es sich in eben so viel Stunden einstudiren. So mögen auch diese zwei Werke, leichte glückliche Wanderer, ihren Zug durch die Welt antreten. Verlangten sie einen ausdrücklichen Paß, so weiß ich, daß ich die Augen bezeichnete „blau“. –

Die Reihe der seit etwa drei Jahren erschienenen Trio’s zu schließen, versprach ich dem Leser noch Einiges über die von Moscheles, Chopin und Franz Schubert. Seitdem sind mir aber auch noch zwei wenig bekanntere, eines von H. von Lövenskiold[H 1] und ein anderes von Bertini,[H 2] zu Gesicht gekommen, weshalb zuerst über diese letztern ein paar Worte.

Der Name des Ersteren ergibt sich als ein schwedischer und ist wohl schwerlich mit Schoppe’s Malernamen im Titan[H 3] zu verwechseln; denn vom Leibgeberschen Geist trifft man im Trio gerade dessen Gegentheil, nämlich ein allgemeines, rein und wohlklingendes Gelegenheits- oder Gesellschaftsstück, das in keinem höheren Drange, immerhin aber von einer Hand geschrieben ist, die bei mehr Fleiß und Anstrengung wohl auch tiefere Kunstwerke anlegen und ausführen könnte. Das erste Thema zum letzten Satz muß man sogar graziös in der schönern

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Werk 2, in F. [WS] Herman Severin Lövenskiold (1815–1870), norwegischer Komponist und Organist, trat 1840–43 mit Schumann in einen Briefwechsel. Sein Klaviertrio F-Dur op. 2 wurde 1832 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig gedruckt.
  2. [GJ] Werk 43. [WS] Henri Bertini (1798–1876), französischer Pianist und Komponist, sein Klaviertrio Nr. 4 A-Dur op. 43 wurde 1835 bei Simrock gedruckt, könnte aber bereits in den 20er-Jahren entstanden sein IMSLP.
  3. [WS] Lövenskiold war Norweger. Schoppe, eine Figur aus Jean Pauls Roman Titan (1800–1803) spielte zuvor schon als Leibgeber im Roman Siebenkäs (1796–97) eine satirisch-humoristische Rolle; er hatte sich den „Paphos-Namen“ Löwenskiold gegeben.