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verfalle, wogegen sich ja leicht zu schützen ist durch längeres Hinaufschauen an Ernsteres. Thu' er letzteres manchmal!

Unverzeihlich wär’s, wenn ich Trio-Zirkeln, wie es deren manche selige im deutschen Reiche geben mag, — wenn ich ihnen verschwiege, daß auch der Unliebenswürdigste unsrer Lieblinge, Ferdinand Hiller, Trio’s geschrieben. Und wie er’s immer den Höchsten nachthun möchte und oft nachthut, so gab er nicht wie schüchterne Anfänger eins, sondern wie Beethoven gleich drei, eines in B dur, das zweite in Fis moll, das dritte in E dur.[H 1] An den Tonarten sieht man, daß sie in keinem Zusammenhang stehn.

Leider kann ich auch hier nicht mit der Bestimmtheit, wie es sein müßte, urtheilen, da ich nur das in E dur vor langer Zeit gehört. Doch besinne ich mich genau, wie sich damals die Spieler nach dem Schlusse zweifelhaft ansahen, ob sie lachen oder weinen sollten. Sie legten also das Trio heimlich bei Seite und las ich anders recht, so stand auf ihren Gesichtern etwa „das ist ein sonderbarer Kauz, der H.“ u. dgl. Mir kam es weniger närrisch vor und jetzt finde ich sogar außerordentliche Dinge darin. Muß ja überdies in einer Zeit, wo selbst Talentvollere aus Furcht, nicht schnell genug ins Publicum zu kommen, von umfangreichern ernsten Arbeiten abstehen, ein so kräftiges Anfassen ausgezeichnet werden!

Später stellte sich meine Meinung über Hiller gänzlich

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] B dur [Werk 6], Fis moll [Werk 7], E dur [Werk 8]. [WS] Ferdinand Hiller, ein von Schumann geschätzter Komponist. Die Reihe seiner sechs Klaviertrios beginnt mit den drei Opera von 1832, bei N. Simrock in Bonn gedruckt:
    Klaviertrio Nr. 1 B-Dur op. 6 IMSLP
    Klaviertrio Nr. 2 fis-moll op. 7 IMSLP
    Klaviertrio Nr. 3 E-Dur op. 8 IMSLP