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C moll-Symphonie-Rhythmus in dem Trio[1] des Herrn J. C. Louis Wolf[H 1] vor uns. Wer er sonst ist und wo er lebt, weiß ich nicht; aber sein Trio ist gut und fließt so leicht, prosaisch und natürlich fort, daß es leidliche Spieler ohne Stocken vom Blatte absausen können; ja ein musikalisch Bewanderter wird alle vier Tacte vorher mit ziemlicher Gewißheit voraussagen, wie es kömmt und wohin es sich wendet.

Wie meistens, so ist auch hier der erste Satz der bedeutendste; zwar packt, wie schon bemerkt, den Componisten einigemal jener gefährliche Rhythmus an, aber nicht so, daß nicht noch andere Gedanken aufkämen; der zweiten Satz bildet ein Larghetto in As dur im Viervierteltact, hübsch und gutgemeint, nur allzu bürgerlich. Der letzte Satz hat einen echten Haydn’schen Anfang und will nirgends mehr als Rondo sein.

Im Baue sehen sich die drei Sätze auf das Haar ähnlich und dehnen sich jedenfalls zu sehr in die Breite. Jeder zerfällt, wie hergebracht, in drei Theile, deren letzter die transponirte Wiederholung des ersten ist; im mittleren wird enger aneinander gehalten und etwas wie gearbeitet; nirgends aber spinnt es sich tiefer ein. Und so blickt denn aus allen Seiten dieses Heftes ein wohlwollender heiterer Charakter, der sich in Erinnerungen an die Mozart-Haydn’sche Periode ergeht. Da das Trio aber erst das sechste Werk des Componisten, so

  1. Werk 6.

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Johann Conrad Ludwig Wolf (*29. Juli 1804, Frankfurt am Main, † 6. August 1859, Wien), deutscher Geiger, Pianist und Komponist. Siehe den Nekrolog in der Neuen Zeitschrift für Musik 1859, Bd.51 S.118 Internet Archive und das Verzeichnis der hinterlassenen Manuscripte Internet Archive. Sein Klaviertrio Nr. 1 op. 6 wurde in Wien bei Artaria gedruckt.