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Concert“ dieses Künstlers entgegen und dann auch einem neuen Cyklus von Etuden, worum wir schon früher baten.[H 1]




Friedrich Chopin, erstes Concert für Pianoforte mit Begleitung des Orchesters. Werk 11.[H 2]
Zweites Concert von demselben für das Pianoforte mit Orchester. Werk 21.[H 3]
1.

Sobald Ihr überhaupt Widersacher findet, junge Künstler, so sehr wollet Euch dieses Zeichens Eurer Talentkraft freuen und diese für um so bedeutender halten, je widerhaariger jene. Immerhin bleibt es auffallend, daß in den sehr trocknen Jahren vor 1830, wo man dem Himmel um jeden bessern Strohhalm hätte danken sollen, selbst die Kritik, die freilich immer hintennach kommen wird, wenn sie nicht von productiven Köpfen ausgeht, noch lange mit der Anerkennung Chopins achselzuckend anstand, ja daß Einer[H 4] sich zu sagen erkühnte, Chopins Compositionen wären nur zum Zerreißen gut. Genug davon. Auch der Herzog von Modena hat Louis Philipp noch nicht anerkannt und steht der Barricadenthron auch nicht auf goldnen Füßen, so doch sicher nicht des Herzogs halber.[H 5] Sollte ich vielleicht hier beiläufig einer berühmten Pantoffel-Zeitung[H 6] erwähnen, die uns zuweilen, wie wir hören (denn wir lesen sie nicht und schmeicheln uns hierin einige wenige Aehnlichkeit mit Beethoven zu besitzen [siehe B's Studien, von Seyfried

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] In einer Anmerkung werden die in den letzten Jahren erschienenen Concerte ausgezählt. Dann heißt es: „Noch kennen wir zwei Concerte, die wir gleichsam unter unsern Augen entstehen sahen, eins vom verstorbenen trefflichen Ludwig Schunke und eins von Clara Wieck, über die wir nach ihrem Erscheinen ausführlich berichten. Außerdem gibt es noch 23 Tonarten, in denen man (z. B. Mendelssohn) Concerte componiren könnte.“ GJ 222.
  2. [WS] Frédéric Chopin (1810–1849), polnisch-französischer Pianist und Komponist, sein Klavierkonzert Nr. 1 e-moll op. 11 entstand 1830 und wurde 1833 gedruckt IMSLP
  3. [WS] Klavierkonzert Nr. 2 f-moll op. 21 (1829–30) IMSLP
  4. [GJ] Rellstab über die Mazurkas, Werk 7. (Iris 1833, S. 112.). [WS] Die Rezension von Ludwig Rellstab in der Musikzeitschrift Iris im Gebiete der Tonkunst Berlin 1833 ist auf den Seiten 110–112 abgedruckt, die angesprochene Passage S. 112 MDZ München. Unter anderem diese Kritik und die dahinterstehende konservative Rezensionsästhetik haben Schumann die Neue Zeitschrift für Musik als Gegenbewegung gründen lassen.
  5. [WS] Franz IV. (1779–1846), der Herzog von Modena, weigerte sich die Herrschaft des Bürgerkönigs Ludwig Philipp (1773–1850) anzuerkennen, als die Julirevolution 1830 die Herrschaft der französischen Bourbonen beendete.
  6. [GJ] Finks Allgem. musikal. Zeitung. [WS] Gottfried Wilhelm Fink (1783–1846) leitete 1827–1842 die Allgemeine musikalische Zeitung, die damals bedeutendste Musikzeitschrift. Schumann mokierte sich verschiedentlich über die Indifferenz dieses „ältesten kunstästhetischen Institut[s]“: „Ihre Tendenz ist die höchste Toleranz, gleichweit entfernt vom Lob der Begeisterung und vom Tadel der Verwerfung“, Neue Zeitschrift für Musik, 1834, Bd. 1, S. 183 Internet Archive. Über den „Federkrieg zwischen Fink und Schumann“ siehe MK II.371-373. Internet Archive