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sehr wohl genügen könne, ohne sich dadurch etwas von seiner Künstlerwürde zu vergeben. — Zum Schlusse noch etwas. So unpassend es mir immer geschienen, in Erzeugnissen weit gediehener Talente auf Reminiscenzen oder Aehnlichkeiten mit andern gleichzeitigen aufmerksam zu machen, so ist doch die Verwandtschaft des Concerts von Taubert mit dem von Mendelssohn (in G moll)[H 1] zu auffallend und interessant, als daß dieses übergangen werden dürfte. Geistig zwar spielen sie auf völlig verschiedenen Terrains (und dies ist wohl der Grund, weswegen ihre Aehnlichkeiten nicht beleidigen); äußerlich aber fallen sie in den entscheidendsten Momenten so genau zusammen, daß, wenn nicht eine nachringende Nebenbuhlerschaft, so doch gewiß eine gegenseitige Kenntniß ihrer Arbeiten während derselben zu vermuthen steht, so jedoch, daß Mendelssohn meistens immer ein Paar Schritte weiter vorgerückt war, weshalb sich der andre sputen mußte, einen so rüstigen Vorläufer einzuholen und weshalb vielleicht auch sein Stück etwas Bündigeres und Eiligeres bekommen. Als jene Hauptmomente bezeichnen wir aber 1) das Auftreten des Tutti mit dem ganzen Thema a),[1] 2) den Trugcadenztriller b),[H 2]

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), Klavierkonzert Nr. 1 g-moll op. 25 (1831), Partituren bei IMSLP.
  2. [WS] Bei einem Trugschluss mündet eine Kadenz „betrügend“ statt in einem erwarteten Akkord (meist die Tonika) in einem Stellvertreter.