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von Neuem mit seinen blitzenden Trillern und fliegenden Triolen, — wir schlagen sie weit höher an, als seine vierstimmigen fugirten Tacte, falsch sehnsüchtigen Vorhalte u. s. w.




F. Ries, neuntes Concert mit großem Orchester. Werk 177.[H 1]

Auch Napoleon verlor seine letzten Schlachten; aber Arcole und Wagram[H 2] strahlen über. Ries hat ein Cis moll-Concert[H 3] geschrieben und kann ruhig auf seinen Lorbeern schlafen. Was ist es aber, was in älteren, d. i. in älteren Mannesjahren geschriebenen Werken, trotz des Nachlasses der Phantasie und der Kunstnatur, wenn sie sich in ihnen zeigt, noch immer so wohlthut und beglückt? Es ist die Feier der Meisterschaft, die Ruhe nach Kampf und Sieg, wo man keinen mehr zu bestehn und zu erringen braucht. In diesem Sinne schließt sich dies neunte Concert seinen Vorgängern an. Wir treffen darin in keiner Hinsicht auf Vorschritte, weder des Componisten und noch weniger des Virtuosen. Dieselben Gedanken wie früher, ihr nämlicher Ausdruck; alles fest und klar, als könne es nicht anders sein; keine Note zu wenig; Guß des Ganzen, Harmonie, Grundidee, Musik. – Ueber solche Werke läßt sich so schwer und so wenig sprechen, wie über den blauen Himmel, der mir eben durch das Fenster hereinsieht, daher wir die Theilnehmenden, welche dies eben lesen, von demselben

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Ferdinand Ries (1784–1838), deutscher Komponist, Pianist und Dirigent. Klavierkonzert Nr.9 g-moll op.177 (1832). Das Klaviersolo bei IMSLP
  2. [WS] In der Schlacht von Arcole 1796 zwang Napoleon Bonaparte ein doppeltstarkes Heer der Österreicher zum Rückzug. Sein Sieg über die Österreicher in der Schlacht bei Wagram 1809 beendete den Fünften Koalitionskrieg.
  3. [WS] Klavierkonzert Nr.3 cis-Moll op.55 (1812), das Solo bei IMSLP.