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Am meisten jedoch zuckt es mir in den Fingerspitzen, wenn Einige behaupten, Beethoven habe sich in seinen Symphonieen stets den größten Sentiments hingegeben, den höchsten Gedanken über Gott, Unsterblichkeit und Sternenlauf, während der genialische Mensch allerdings mit der Blüthenkrone nach dem Himmel zeigt, die Wurzeln jedoch in seiner geliebten Erde ausbreitet. Um auf die Symphonie zu kommen, so ist die Idee gar nicht von mir sondern von Jemandem in einem alten Hefte der Cäcilia[H 1] (aus vielleicht zu großer Delicatesse gegen Beethoven, die zu ersparen gewesen, in einen feinen gräflichen Saal oder so etwas versetzt) … es ist die lustigste Hochzeit, die Braut aber ein himmlisch Kind mit einer Rose im Haar, aber nur mit einer. Ich müßte mich irren, wenn nicht in der Einleitung die Gäste zusammenkämen, sich sehr begrüßten mit Rückenkommas, sehr irren, wenn nicht lustige Flöten daran erinnerten, daß im ganzen Dorfe voll Maienbäume mit bunten Bändern Freude herrsche über die Braut Rosa, – sehr darin irren, wenn nicht die blasse Mutter sie mit zitterndem Blicke wie zu fragen schiene: „weißt du auch, daß wir uns trennen müssen?“ und wie ihr dann Rosa ganz überwältigt in die Arme stürzt, mit der andern Hand die des Jünglings nachziehend … Nun wird’s aber sehr still im Dorfe draußen (Florestan kam hier in das Allegretto und brach hier und da Stücke heraus), nur ein Schmetterling fliegt einmal durch oder eine Kirschblüthe fällt herunter … Die Orgel fängt an; die Sonne steht

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Es war C. Fr. Ebers, der in der Cäcilia (1825, II, 271) eine Auslegung der Symphonie versuchte, woraus sich denn die Legende der Hochzeitsfeier entwickelt haben mag. Ebers’ Ausführung hat allerdings Schumanns Skizze hervorgerufen, allein sie verhält sich zu dieser wie Prosa zur Poesie. Sie schließt mit einem Appell an Beethoven selbst, der zum Aussprechen seiner Intentionen bewegt werden soll. [Siehe weiter GJ I. 337].