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I. Moscheles.
(Concert am 9. Oct. 1835.)


Ueber ältere bekannte Virtuosen läßt sich selten etwas Neues sagen. Moscheles hat jedoch in seinen letzten Compositionen einen Gang genommen, der nothwendig auf seine Virtuosität einwirken mußte. Wie er sonst sprudelte voll Jugend im Es dur-Concert, in der Es dur-Sonate, hierauf besonnener und künstlerischer im G moll-Concert und in seinen Etuden bildete, so betritt er jetzt dunklere, geheimnißvollere Bahnen, unbekümmert, ob dies dem großen Haufen gefalle, wie er früher that. Schon das fünfte Concert[H 1] neigte sich theilweise in das Romantische, in den jüngsten erscheint, was noch zwischen Alt und Neu schwankte, als völlig ausgebaut und befestigt. Die romantische Ader, die sich hier durchzieht, ist aber nicht eine, die, wie in Berlioz, Chopin u. A. der allgemeinen Bildung der Gegenwart weit vorauseilt, sondern eine mehr zurücklaufende, – Romantik des Alterthums, wie sie uns kräftig in den gothischen Tempelwerken von Bach, Händel, Gluck anschaut. Hierin haben seine Schöpfungen in der That Aehnlichkeit mit

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] C dur. [WS] Ignaz Moscheles (1794-1870), böhmisch-österreichischer Komponist und Pianist; Klavierkonzert Nr. 5 C-Dur op. 87 (1830). Siehe auch die Rezension Großes Duo für zwei Pianoforte’s von I. Moscheles. Werk 92..