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Die dritte Symphonie von C. G. Müller.[H 1]
(Gespielt im 13ten Leipziger Gewandhaus-Concert.)


Wär' ich ein Verleger, so müßte schon heute die geschriebene Partitur vor mir aufgeschlagen liegen und in einigen Wochen die gedruckte. Ohne diese kann man wohl etwas darüber sagen, aber nichts urtheilen, denn ein so deutsches Werk läßt sich nicht gleich von allen Seiten besehen, und was z. B. am Straßburger Münster von weitem als Zierrath, Ausfüllung erscheint, stellt sich in der Nähe als in inniger Beziehung zum Ganzen stehend heraus. Doch hat es auch sein Gutes, überläßt man der Phantasie den ersten Eindruck eines Werkes, etwa wie im Mondschein die Massen zaubrischer wirken als im Sonnenlicht, das bis in die Arabesken dringt.

Es ist eine bekannte Erfahrung, daß die meisten jungen Componisten ihre Sache gleich zu gut machen wollen, daß sie z. B. zu viel Material anlegen, was sich dann unter weniger geschickten Händen unbequem aufhäuft und in der späteren Verbindung der Stoffe zu unkenntlichen Klumpen zusammenballt. Man will etwas Aehnliches in den beiden frühern Symphonieen Müller's

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Christian Gottlieb Müller (1800–1863), Komponist, Violinist und Dirigent. Schumann bittet ihn 1832 um Unterweisung in Instrumentation. Die Symphonie Nr. 3 c-moll, op. 12 wurde 1836 bei Hofmeister in Leipzig als Grosse Sinfonie für Orchester. Op. 12, in Es veröffentlicht, allerdings nur als Abschrift. Zur gleichen Symphonie s. a. GS II.120.