Seite:Gesammelte Schriften über Musik und Musiker Bd.1 (1854).pdf/127

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

alle Jünger zusammen, welche den deutschen Namen „Ludwig“ in dieser getragen, sieh! welch edle Seelen werden zu ihm heranschweben und wie wird er sie freudig anschauen, Ludwig Beethoven, Cherubini, Spohr, Berger, Schunke! — dem ersten von diesen folgte[1] der jüngste am Sonntagmorgen des letztvergangenen siebenten Decembers, wenige Tage vor seinem vier und zwanzigsten Jahre.

Den Winter vorher trat in K.’s Keller[H 2] ein junger Mensch zu uns heran. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Einige wollten eine Johannesgestalt an ihm finden; andere meinten, grübe man in Pompeji einen ähnlichen Statuenkopf aus, man würde ihn für den eines römischen Imperators erklären. Florestan sagte mir in’s Ohr: „da geht ja der leibhaftige Schiller nach Thorwaldsen herum, nur ist am lebendigen Vieles noch schiller’scher.“ Alle jedoch stimmten darin überein, daß das ein Künstler sein müsse, so sicher war sein Stand von der Natur schon in der äußerlichen Gestalt gezeichnet — nun, ihr habt ihn alle gekannt, die schwärmerischen Augen, die Adlernase, den feinironischen Mund, das reiche, herabfallende Lockenhaar und darunter einen leichten, schmächtigen Torso, der mehr getragen schien, als zu tragen.[H 3] — Bevor er an jenem Tage des ersten Sehens uns leise seinen Namen „Ludwig Schunke aus Stuttgart“ genannt hatte, hörte ich innen eine Stimme:

  1. Seitdem sind auch Cherubini und Berger verschieden.[H 1]

Anmerkungen (H)

  1. [WS] Luigi Cherubini (1760–1842), ein italienischer Komponist; Schumann schrieb einen Artikel im Damenlexikon (II,351-52) über ihn. Ludwig Berger (1777-1839), ein deutscher Pianist und Komponist, gehörte zu den „Davidsbündlern“, Siehe den Aufsatz L. Berger’s gesammelte Werke, GS IV,109-114.
  2. [GJ] Krauses Keller in der Katharinenstraße, nahe dem Markte.
  3. [GJ] Später wurde Schumann durch Liszts Erscheinung lebhaft an Schunke erinnert. (S. den zweiten Artikel über Liszt.) [WS] Siehe GS III,234.