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DER MINNER
›In diesem blicke wohnt das fromme wähnen
Die sehnsucht nach erspähtem bild:
Des sonntags trauer wohnt in diesem blick.‹

Wen werden opfer reuen · tier und frucht ·
Dass sie nicht halfen in der menschen dienst
Und bei der feier rauchten vom altar? ...
Vom fenster seh ich rühriges gedräng

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Mit schwachen klängen sich verstreun · den purpur

Westwärts ergrauen .. meinen Glücklichen
Und Heitren send ich mit dem südwind träume.
Da rufen drunten die vorübergehn:
›Nun da der werktag naht wirst du die brüder

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Zum kampfe treiben · städte bauen müssen

Und starke söhne nach dem erbe leiten.
Für jeden kommt begierde nach der ernte ...‹
Ich leide · doch ich lobe was geschehn.
Im rausch des festes hab ich meinen hauch ·

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Dass er euch süss umschwebt und grüsst · verweht ·

Mein ganzes blut im abend hingeströmt
Für euch Geliebte – o all ihr Geliebten!

Empfohlene Zitierweise:
Stefan George: Der siebente Ring. Blätter für die Kunst, Berlin 1907, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Der_siebente_Ring.pdf/41&oldid=- (Version vom 31.7.2018)