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Manchmal nachdem sich die sonne im haine verbarg

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Und ihr der tag in die wehmut gelindert sein arg ·

Sie auf der laute in schmelzenden weisen sich übt:
Staunen die stolzen gestirne und werden getrübt.

Jenseit des wassers der mattrot- und goldene saal
Herbergt den Fürsten und seine verschlossene qual.

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Bleich alabasterne stirn ziert ein schwer diadem ·

Freude und trost des gefolges ist ihm nicht genehm.
Jung und in welke so streckt er die arme ins blau
Schluchzend vom söller herab in die duftige au ·
Der nicht der eigenen würde bekrönung gewahrt

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Die jedes nahen verbietet vertraulicher art ...

Keiner den schaudern der fernheit nicht überkam ·
Der sich das auge nicht deckte · nicht beugte aus scham
Vor diesem antlitze schönheit- und leid-überfüllt
Das uns das herbste und süsseste lächeln enthüllt!

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Einmal verstattet das jahr nur der Herrlichen schau ..

Schranken verschwinden und offen steht halle und bau.
Doch wer erwählt ist nur folgt – wer von frommem geheiss
Wer von der heimlichen sprache der blumen wohl weiss

Empfohlene Zitierweise:
Stefan George: Der siebente Ring. Blätter für die Kunst, Berlin 1907, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Der_siebente_Ring.pdf/139&oldid=- (Version vom 31.7.2018)