DER VERWUNSCHENE GARTEN
Königlich ruhst du in deiner verlassenheit ·
Garten – und selten nur tust du die tore weit ..
Mit deiner steilen gebüsche verschwiegnem verlies
Sonnig gebreiteter gänge nie furchendem kies.
Steinerne urnen erheben die ledige zier.
In deinem laub geht nur nisten sanft-tönende brut.
Leichte gewölke nur spiegelt die schlafende flut
Deines teichs und die ufer entlang das gebäu:
Eins ist der Fürstin palast: sie bewohnt ein gemach
Seegrün und silbern .. dort hängt sie der traurigkeit nach
In ihren schnüren von perlen und starrem brokat.
Keine vertraute bewegt sie und weiss einen rat.
Und ihre wange bleibt leuchtend in all ihrem harm.
Lieblichste blume vergeblichen dufts die nicht dorrt ·
Zartestes herz – ihm gelingt für die liebe kein wort.
Stefan George: Der siebente Ring. Blätter für die Kunst, Berlin 1907, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Der_siebente_Ring.pdf/138&oldid=- (Version vom 31.7.2018)