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schuldigen Kommandanten; allein der Rat der Stadt setzte zwar Scheurl gefangen auf dem Turm Luginsland, beeilte sich aber durchaus nicht mit der Erledigung der Sache. Erst nach dem Tode des Schwedenkönigs hielt man ein Kriegsgericht ab, das Scheurl zu „ewiger Gefangenschaft“ verurteilte. Aber auch aus dieser Gefangenschaft wurde er schon nach zwei Jahren entlassen unter der Bedingung, daß er Kriegsdienst nehme und sich weiterhin bewähre.

 Die schmähliche Übergabe von Lichtenau war geradezu verhängnisvoll für die Umgegend; denn nun war niemand mehr da, der dem zügellosen Treiben der kaiserlichen Soldaten Einhalt gebieten konnte. Es wurde im Gegenteil gerade die Umgebung der Festung besonders hart und grausam mitgenommen.

 Obwohl das Lager Wallensteins unangreifbar schien, wagte Gustav Adolf doch schließlich einen Sturm darauf. Es war am 3. September 1632. In immer neuen Anstürmen, unter schwersten Blutopfern gingen die Schweden und Deutschen vor und wollten mit aller Gewalt in das feindliche Lager einbrechen. Aber zu stark war die Befestigung; alles Stürmen und Bluten war umsonst. Der Kampf mußte abgebrochen werden. Da Wallenstein sich nicht zu einer Schlacht auf offenem, freien Felde herbeiließ, blieb dem Schwedenkönig nichts anderes übrig, als seinerseits dem unhaltbaren und für das Land nicht länger tragbaren Zustand ein Ende zu machen, das Lager abzubrechen und wegzuziehen. Er wandte sich nach Norden. Auch Wallenstein war nun genötigt, ein Gleiches zu tun und Gustav Adolf nachzuziehen. Bei Lützen im Sächsischen trafen sie sich wieder. Und nun kam es zu der gewünschten Schlacht am 6. November 1632. Nach heißem Ringen wurde jetzt Wallenstein geschlagen, doch kostete der Sieg dem Schwedenkönig das Leben.


4. Das dritte Notjahr 1633

 So hocherfreulich der Sieg bei Lützen für die Evangelischen Deutschlands war, so brachte er doch für Franken nur neues Elend. Denn Wallenstein zog sich nach seiner Niederlage wieder hierher zurück, um hier mit seinen geschlagenen Truppen zu überwintern. Es bedarf keiner näheren Schilderung, um zu verstehen, was das ohnehin schon aufs äußerste ausgeplünderte Land nun noch weiter zu erleiden hatte. So sollte die Stadt Ansbach an den General Johann von Werth 6000 Taler Kontribution bezahlen, eine für die damaligen Zeitverhältnisse unerhört hohe Summe, die die Stadt unmöglich aufbringen konnte; nur mit allergrößter Mühe brachte sie 750 Taler und 50 Dukaten zusammen. Ungeheuer stiegen die Preise