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und Ordnung halten.“ In Gegenwart der Regierungsräthe wurde weitläuftig verhandelt über den verwaisten Joh. Lang (Nr. 6), welcher auf fürstlichen Befehl in die Schopperische Schule und 1582 in die Fürstenschule aufgenommen worden war. Die ihm vorgehaltenen Gravamina waren: „Hat sich die ganze Zeit, da er hier versiret, alles Muthwillens beflissen, alle Hundsecken gesucht und Bubenstücke verübt, stetig mit den Weibern Schande und Laster getrieben, auf einer Hochzeit in Weißenbronn den Knechten vorgetanzt und sich gegen die Weiber so üppig gehalten, daß die Knechte ihn wollten zum Haus hinaus schlagen; hat auch über seine Präceptores geschnalzt.“ Auf die Inquisition folgte Relegation und Beschlagnahme seines Vermögens zur Vergütung von 20 und 30 Gulden, welche in beiden Schulen auf ihn verwendet worden waren. Sein ehemaliger Mitschüler in beiden Schulen, Bernhold (Nr. 1), vorhin unter den ersten Abiturienten genannt, gab gleichfalls viel Ärgerniß. Nach Vollendung seiner Studien in Wittenberg wurde er 1589 bei der Fürstenschule angestellt, obgleich er schon früher übel beleumundet war. Bald nach seiner Anstellung kam er wegen heimlicher Ehe in Untersuchung „zwei Tage und Nächte lang in die Custodia, auch zur Warnung für die Alumnen,“ und dann durch Stellentausch nach Ansbach. 1592 wurden 10 Schüler „wegen harter ingenia“ ausgewiesen mit dem Regierungsbescheid: „sich keiner widerwärtigen Religion zuzuwenden.“

Aus den vorstehenden Aktenmittheilungen erhellt, daß viele der 100 Erstlinge in der Fürstenschule kein guter Geist beseelte. Sie waren Kinder ihrer Zeit, und daß in ihrer Zeit, im ganzen Reformationsjahrhundert, das Familienleben im Allgemeinen kein wohlgeordnetes war, haben wir im VI. Absch. gesehen. Die Zöglinge kamen nicht wohlgezogen in die Anstalt und blieben in derselben, was sie vorher waren. Das Zusammenleben in dergleichen Instituten wirkt nur selten sittlich bessernd, oft aber verschlimmernd ein, zumal wenn, wie bei der Fürstenschule, tüchtige Leitung fehlt, oder gar, wie in Heilsbronn, unter den Leitern selbst kein guter Geist herrscht, Zeuge folgender Aktenmittheilung:

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 3). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1880, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_3).pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)