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Dieser war, wie bei Linden berichtet wurde, kein achtungswerther Charakter. Gleichwohl präsentirte ihn der Abt, indem er vorstellte: „Der Pfarrer in Linden muß alle 14 Tage in Kreuth predigen; das ist für Münch, welcher überdieß ein blödes Gesicht hat, zu beschwerlich. Zur Pfarrei Merkendorf gehört nur die Stadt mit der Vorstadt, ist daher minder beschwerlich als die Stelle in Linden.“ Allein der Abt erhielt vom Markgrafen zur Antwort: „Merkendorf ist eine Stadt, liegt mitten unter Papisten, hat vom Papstthum gar großen Zugang und bedarf eines tüchtigeren Mannes. Ihr habt uns also einen Tüchtigeren namhaft zu machen.“ Zugleich wurde vom Markgrafen als ein Tüchtigerer Lukas Korneffer von Weihenzell bezeichnet, nach Merkendorf ernannt und der Abt aufgefordert, ihn anzuweisen, sich beim Predigen des alleinseligmachenden Wortes, bei Sakramentreichung, sonderlich in tractatione catechismi, der brandenburgischen Kirchenordnung gemäß zu halten. Der Abt that es und bat zugleich den Dekan in Gunzenhausen, Korneffer einzusetzen. Zu derselben Zeit drang der Abt auf Trennung des Schuldienstes von der Stadtschreiberei, damit der Schullehrer sich ganz seiner Schule widmen könne; denn nur durch Schulerziehung könne das Volksleben besser werden. Korneffer wirkte leider nur sechs Jahre lang, da er schon im Nov. 1574 starb, hochgeachtet, laut einer Bittschrift, worin der Abt um einen halbjährigen Nachsitz für die Wittwe mit ihren kleinen Kindern gebeten wurde. Vogt, Bürgermeister und Rath, die Verfasser der Schrift, sagen darin von dem Verstorbenen: „Wir und die ganze Gemeinde hatten ein sonderliches Wohlgefallen an seiner uns fürgebrachten christlichen Lehr und an seinem ehrlichen, unsträflichen, priesterlichen Wandel.“ Er war ein talentvoller Prediger, hatte daher, wie der Abt berichtet, „einen großen Zulauf auch von den Papisten aus Eschenbach und dem Eichstättischen, so daß sich Viele bei diesem Pfarrherrn von dem leidigen Papstthum belehrt haben und sich in unserer christlichen Lehr und Ceremonien mit dem heiligen Sakrament des Altars, der Taufe und dem Katechismo unterrichten lassen. Im Sommer 1572 war der Zulauf

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)