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berichtete der Vogt: „Nach Onolzbach mußte ich wegen der Taufe meines Kindes. Nicht ich bin feig, sondern sie sind es. Denn wenn sie nur von streifendem Volk auf sieben Meilen weit hören, weichen sie, zum Schimpf und Spott der umliegenden Dörfer, aus dem Flecken. Die Truppen haben sie durch grobe Worte gereizt. Die Reichen wollen nichts geben und nichts thun. Vor jedem Soldaten laufen sie davon und überlassen es den Armen und mir, mit den Soldaten zu verhandeln. Einmal sind drei Reiter zum obern Thor hereingebrochen und wollten den Weg nach Gunzenhausen wissen. Statt ihnen den Weg zu zeigen, haben sie sich versteckt, obgleich eine ganze Stube voll Spieler im nächsten Haus beisammen gesessen, und haben mich, den Vogt, in der Kälte, in leinenen Strümpfen und Pantoffeln den Reitern den Weg zeigen lassen. Daß die Merkendorfer mir nach meiner zehnjährigen Mühe nichts geben wollen, ist kein Wunder; denn sie gedenken dem hiesigen Pfarrer seine zehn Gulden auch nicht zu zahlen. Zu geschweigen, daß sie der Herrschaft selbst nichts mehr geben wollen, sondern die Herrschaft soll ihnen geben.“ Auch die Frau des Vogts betheiligte sich an dem Streit durch Injurien gegen den ältesten Rathsbürger, wofür Bürgermeister und Rath beim Markgrafen Satisfaktion forderten. Die weitläuftigen Verhandlungen kamen vom Markgrafen an den Klosterverwalter und den Richter in Heilsbronn mit dem Auftrage, mündlich weiter zu verfahren. Die beiden Parteien erschienen auf Ladung in Heilsbronn. Der Vogt und der Bürger Weiß stellten hohe Forderungen für ihre Pferde; aber „die eigensinnigen und halsstarrigen Merkendorfer“ – wie der Klosterverwalter sie nannte – wollten sich zu keinem Kreuzer verstehen. Endlich verstand man sich auf 40 und 20 Gulden. In dieser Weise befehdete man sich im 22. Jahre des 30jährigen Krieges an einem Orte, dessen Zustände schon damals traurig genug waren und im 30. oder letzten Kriegsjahre noch trauriger wurden. Anfangs des letzten Kriegsjahres 1648 hatte der Vogt Keck von einer auf das Amt Merkendorf repartirten Kontribution den onolzbachischen Antheil an den kaiserlichen Kommandanten zu Wülzburg, Heinrich

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 466. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/468&oldid=- (Version vom 1.8.2018)